Ende der 70er Jahre war Barry Sheene der Star der Motorrad-WM, ein James Hunt auf zwei Rädern. Der Brite war der unbestrittene Champion der Saisons 1976 und '77, als er die Szene auf und abseits der Piste dominierte. Das lag nicht nur an seinem Talent als Motorradfahrer, sondern auch an seiner Gewohnheit, stets im Mittelpunkt zu stehen. Doch trotz seines rebellischen Rockstar-Images achtete Sheene sehr auf die Sicherheit. Er ist der Erste, der einen Fortschritt auf diesem Gebiet für nötig hält, vor allem da er oft über den Asphalt schrammt. Der britische Fahrer stopft schon seit einiger Zeit Schaumstoffstücke in seinen Anzug, um seine Wirbelsäule zu schützen. Aber sie reichen nicht aus, und Lino Dainese braucht nicht lange, um das zu sehen. Etwas Neues und Effektiveres wird gebraucht, damit sich Bazza auf dem Motorrad mit fast 300 Stundenkilometern wieder sicher fühlen kann.
Viele erwarten eigentlich, dass sich die Helmhersteller eine solche Vorrichtung ausdenken, sie haben schließlich am meisten mit Glasfaser und Kunststoffen zu tun. Doch Dainese überrascht alle und präsentiert 1979 den ersten Rückenprotektor. Er ist von der Schale eines Hummers inspiriert und ist auch nach ihnen benannt. Er besteht aus einer Schicht aus weichem Schaumstoff und einer Reihe ineinandergreifender starrer Platten, um die Kraft von Stößen über einen größeren Bereich zu verteilen. Das ist angewandte Wissenschaft, eine Revolution: Noch weiß niemand, dass dieser Gegenstand in wenigen Jahren zu einem unverzichtbaren Bestandteil der Ausrüstung eines jeden Motorradfahrers werden wird.
Der erste Rückenprotektor setzt sich nicht sofort durch. Es ist kein Geheimnis, dass Motorradfahrer oft konservativ und misstrauisch gegenüber Neuem sind, besonders wenn diese Neuheiten ihre Ausrüstung schwerer machen. Doch 1984 überzeugt ein Unfall alle von den Vorteilen des Rückenprotektors. Die Motorrad-WM macht Station in Kyalami in Südafrika. Im Training stürzt Freddie Spencer nach der Explosion des Carbon-Hinterrads seiner Honda und schlägt mit dem Rücken heftig auf die Fahrbahnbegrenzung aus Beton auf. Die Anwesenden befürchten das Schlimmste, denn viele mussten sich bereits daran gewöhnen, die Fahrer auf Bahren abtransportiert zu sehen. Aber der Amerikaner ist ein Dainese-Pilot und einer der wenigen, die den Rückenprotektor benutzen – ausgerechnet an diesem Tag trägt er ihn auf Linos Drängen hin zum ersten Mal. Als er aufsteht, ist er zwar mit beiden Füßen angeschlagen, aber er steht wieder auf! Nachdem die Wirksamkeit des neuen Protektors bewiesen ist, folgen viele dem Beispiel von Fast Freddie. So setzt sich der Rückenprotektor durch und kommt kurz darauf auf den Markt.
1984 ist ein Wendepunkt in Sachen Schutz für das Motorradfahren. Der Dainese Rückenprotektor beginnt sich auf den Rennstrecken der Motorrad-WM und auf den Straßen zu verbreiten, getragen von zahlreichen Fans. Es ist die erste Schutzweste, die speziell für den Motorradsport entwickelt wurde, und von hier an beginnt seine Entwicklung.
Die zweite und verbesserte Version heißt BAP und kommt 1993 auf den Markt, ihr erster Botschafter ist Kevin Schwantz. Es ist nun klar, dass der Rückenprotektor von unschätzbarem Wert ist, auch wenn man die kleinen Unannehmlichkeiten beim Tragen berücksichtigt. Diese Unannehmlichkeiten führen schon nach kurzer Zeit zu einem Sicherheitsgefühl, das den Fahrer motiviert, noch weiter zu gehen und seine Grenzen zu überwinden – immer auf der Suche nach der maximalen Leistung beim Fahren. Schwantz selbst wird endgültig davon überzeugt, als er bei einem Besuch in den Molvena-Labors persönlich die Aufpralltests an den Protektoren aus Verbundmaterial miterlebt und sieht, welch kraftvolle Stöße sie absorbieren können.
Der Space, ein Zwischenschritt im Jahr 1998, führt 2002 zur Einführung des Rückenprotektors Wave. Er ist wie der Panzer des Gürteltiers geformt und besteht aus Schichten aus leichtem Schaumgummi, einer Zwischenschicht aus Aluminiumwaben und einer Außenschale aus gewelltem Kunststoff, genau wie der Panzer des Tieres. Er erreicht ein neues Niveau an Atmungsaktivität, Leichtigkeit und Schutz. Dank des Aluminiumkerns ist das Gewicht des Wave-Rückenprotektors extrem gering; die Wabenform hingegen garantiert ein hohes Stoßdämpfungsvermögen. Er wird sofort von Valentino Rossi, Max Biaggi, Troy Bayliss und vielen anderen Fahrern der Motorrad- und Superbike-Weltmeisterschaften getragen, die seine Qualitäten und die Art, wie er in den Anzug integriert ist, als Erste zu schätzen wissen.
Auch über ein Jahrzehnt später ist das immer noch der Stand der Technik, als im Jahr 2014 Manis präsentiert wird. Man hat sich wieder von der Natur inspirieren lassen, diesmal vom Schuppentier, einem seltenen Säugetier, das mit steifen, schützenden Schuppen bedeckt ist. Auch dieser neue Rückenprotektor weist zahlreiche Innovationen auf: Er kann sich dank spezieller Gelenke dem menschlichen Körper und seinen Bewegungen anpassen. Diese ermöglichen es ihm, sich zu dehnen und zu biegen und so jeder Krümmung des Rückens zu folgen.
2016 ergänzt die neue Pro-Armor Technologie die Protektoren Wave und Manis. Der neue Protektor greift das Prinzip der Fraktale auf, die Sprache, mit der die Natur komplexe Strukturen schafft. Es handelt sich nicht mehr um einen Protektor aus Verbundmaterial: Stattdessen wird ein Elastomer auf Carbonbasis verwendet, das einen Teil der Kraft des Aufpralls in Form von Wärme durch das Material selbst ableiten kann. Seine zu 43 % perforierte Oberfläche stellt einen Rekord in Sachen Atmungsaktivität und Luftstrom auf. Die speziellen Spannglieder, die die Pro-Armor-Paneele verbinden, garantieren Bewegungsfreiheit und ermöglichen es, den Bewegungen und der natürlichen Krümmung des Rückens besser zu folgen.
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