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    Mit dem Motorrad unbekannte Wege entdecken – zwischen Meer, Bergen und Umwegen

    Von Carlo Pettinato | 12 September 2022 | 1 min
    Motorrad: Honda Africa Twin 750 RD07 '93
    Kilometer: 900 km
    Schwierigkeit: Hoch. Die unbekannte Route, der wir folgten, führte uns auf Wege, die für Zweiräder nicht zu empfehlen sind.
    Dauer: 4 Tage
    Jahreszeit: Juni
    Wetter: wechselhaft
    Temperaturen: 20°C - 30°C
    Erforderliche Ausrüstung: perforierte Jacke und Hose, wasserdichte Jacke, Off-Road-Stiefel, Adventure-Helm, Rucksack mit Wassersack, GPS-Navigator, Werkzeugsatz und wichtige Ersatzteile für das eigene Motorrad, Profilreifen.

    Carlo Pettinato

    Der Autor

    Carlo Pettinato, 30: Ich lebe für den Sport auf Rädern, mit und ohne Motor, am liebsten im Gelände. Seit 2017 bin ich in der Marketingabteilung von Dainese tätig. Seit ich denken kann, sind Enduro, Mountainbiking und Rallyes meine Leidenschaft. Nach Jahren auf der Rennstrecke habe ich mein Geländemotorrad um eine alte Honda Africa Twin ergänzt. Damit tat sich vor meinen Augen eine neue Welt auf, viel größer und bunter: die Welt der Erkundungen. Ich startete in Sardinien, eine wilde Region ganz in der Nähe meines Zuhauses, und jetzt träume ich von den Dünen der Wüste. 

    Jemand schrieb einmal, dass es zwei Arten von Reisen gibt: Die einen sind im Urlaub, ihre Tage sind abgezählt und sie müssen eine bestimmte Strecke in einer bestimmten Zeit zurücklegen. Die anderen machen sich aus purem Vergnügen am Reisen und Lernen auf den Weg. Zwischen diesen beiden gibt es einen wesentlichen Unterschied: Wer im Urlaub ist, hat es in der Regel eilig, wer unterwegs ist, um zu reisen, kann sich den Luxus der Langsamkeit leisten, die Gegenden, die er durchquert, genießen, Menschen kennenlernen und anhalten, wenn es erforderlich ist. 

    Zweiteres können sich höchstwahrscheinlich nur einige wenige erlauben, seien es nun mutige Träumer oder Privilegierte. Eine weitaus häufigere Situation ist der Urlaub, eine oder zwei Wochen, um durch jene Gegend zu reisen, die uns seit langem fasziniert. Dass ich das auf einem Motorrad statt mit anderen Fahrzeugen tun kann, empfinde ich als ein großes Glück. Auf dem Motorrad erlebt man den Urlaub anders, es gibt keine Filter zwischen uns und der Umwelt, man nimmt Gerüche und Temperaturschwankungen wahr, man kann improvisierte Umwege und Ausflüge auch abseits asphaltierter Straßen machen. 

    Wenn man sich an einen Zeitplan halten muss, ist es allerdings besser, wenn man weiß, wohin man fahren muss, und eine Route hat, der man folgen kann, um zu vermeiden, dass man den halben Tag damit verbringt, im Kreis zu fahren – ohne klare Vorstellung, in welche Richtung es eigentlich geht. Oder etwa nicht?  Ist es nicht immer so, dass ein GPX-Track Gewissheit bedeutet? 

    Mein Kurzurlaub in Kroatien, den ich kürzlich gemacht habe, ist zumindest für mich der Beweis, dass es nicht immer die beste Wahl ist, zu wissen, wohin man fahren soll, und dass der „Königsweg“ uns manchmal in die Irre führt. Aber fangen wir ganz von vorne an. 

    Auf den Schotterpisten des Friaul
    Auf den Schotterpisten des Friaul

    Ein langes Wochenende auf dem Motorrad 

    Mit dabei sind ich, Filippo und Francesco. Wir sind drei der fünf Teilnehmer der legendären Sardinientour vor drei Jahren. Zwei von drei Motorrädern sind dieselben, alles Hondas aus den 90ern, Africa Twin, Transalp, Dominator. Wir haben nicht mehr so viele Tage Zeit wie früher, aber wir versuchen, aus dem Brückenwochenende mit dem italienischen Nationalfeiertag am 2. Juni, der auf einen Donnerstag fällt, das Beste zu machen. Das Ziel muss in der Nähe sein, wir können uns keine tagelangen Anfahrten auf der Autobahn oder diverse Fähren leisten. Eine weitere Voraussetzung ist, dass das Gelände unseren alten Motorrädern, aber vor allem uns selbst Spaß bereitet. Die Antwort findet sich im obigen Absatz: Kroatien. Das Land ist wunderschön, mit Meer und Bergen, es ist drei Autobahnstunden entfernt, die Verbote für das Motorradfahren abseits der Straße sind weniger streng als bei uns, oder zumindest glauben wir das. Wir fahren los. 

    Es ist eigentlich der Tag der Anfahrt, aber wir organisieren ihn so, dass er bereits Teil der „Reise" ist. Am Donnerstagmorgen treffen wir uns in Padua, die Autobahn nehmen wir nur bis kurz vor Pordenone. Hier fahren wir mit den Motorrädern über die Kiesel der Flussbetten des Cellina und des Meduna. Wir folgen der Nase nach den Spuren der Geländewagen, die direkt an den Uferböschungen der Flüsse verlaufen. Unsere erste GPX-Strecke beginnt im Dorf Vivaro und dient in erster Linie dazu, das Friaul auf alternative Weise zu durchqueren und asphaltierte Straßen so weit wie möglich zu vermeiden. Die Route führt in Richtung Buttrio, südlich an Udine vorbei. Da es sich um ein flaches Gebiet handelt, erwarten uns keine atemberaubenden Wege oder Aussichten, aber die breiten Feldwege sind eben und angenehm, vor allem am späten Nachmittag, wenn die Sonne untergeht und sich das Licht verändert. Wir folgen dem Weg nur bis nach Pozzuolo del Friuli und biegen dann in Richtung Meer ab. Unser erstes Übernachtungsziel ist Aquileia. Wir nutzen die Gelegenheit, um durch Palmanova zu fahren, eine prächtige venezianische Festungsstadt aus dem 16. Jahrhundert, deren neuneckiger Grundriss einzigartig ist. Den Abend verbringen wir dann in Grado. Die Stadt am Meer wurde im 5. Jahrhundert gegründet, in der Altstadt sind mehrere Ausgrabungen antiker Mosaike zu besichtigen. Auch diese Stadt ist einen Besuch wert, und wie in jedem Touristenzentrum gibt es hier jede Menge Restaurants. 

     

    Am Freitag verlassen wir unsere Unterkunft in Richtung Triest, genauer gesagt Dolina. Dort beginnt die eigentliche Route, die wir unbedingt entdecken möchten. Sie wurde in den letzten Monaten von einem vierten Freund zusammengestellt, der einige Tage vor der Abreise absagen musste, und zu dessen Ehren wir uns nun auf dieses Abenteuer einlassen. Und nun folgt gleich die Schilderung dessen wovon ich am Anfang gesprochen habe. 

     

    Ein Track ist nicht gleichbedeutend mit Gewissheit. 

    Wir verlassen die asphaltierten Straßen und steigen eine steinige Auffahrt hinauf, die nach nicht einmal 100 Metern auf Bahngleise trifft. Der Weg geht auf der anderen Seite der Gleise weiter, doch es ist undenkbar, diese mit 200 kg schweren Motorrädern zu überqueren. Das liegt nicht zuletzt daran, dass einige Meter vor den Gleisen eine Schranke steht, die für alle Motorräder außer Trial-Bikes unpassierbar ist. Eine Minute nach unserer eigentlichen Abfahrt sind wir bereits zum ersten Mal gezwungen, umzukehren. Wir müssen die italienisch-slowenische Grenze auf Asphalt überqueren und ein Stück weiter einen Weg finden, der uns auf unsere Route zurückführt. Wir versuchen, die Hauptstraßen auf jeden Fall zu meiden, um auch unterwegs die Wälder und Ausblicke dieses Grenzgebiets genießen zu können.  

    Unser Plan ist es, Istrien auszulassen und direkt nach Dalmatien zu fahren, theoretisch fast bis Zadar. Aber wie immer haben wir auch diesmal sorgfältig vermieden, eine Unterkunft zu buchen: Damit warten wir bis zum letzten Moment, denn wir wollen nicht gezwungen sein, verlorene Zeit und verlorene Kilometer schnell aufholen zu müssen. Und vielleicht lagen wir damit angesichts der unvorhergesehenen Ereignisse, die nicht lange auf sich warten ließen, sogar richtig. 

    Wir fahren also nach Slowenien, wo wir es endlich schaffen, ins Gelände zu gehen. Es erwartet uns eine breite, glatte Schotterstraße, die ein paar hundert Meter über dem Meer zwischen See-Kiefern verläuft. Ab und zu kommt die Straße aus dem Wald heraus, durchquert eine Lichtung, von der aus man rechts noch den Hafen von Triest mit seinen Schiffen sehen kann. Jetzt riechen wir langsam den Duft des Urlaubs. 

    Auf den Hügeln an der Grenze zwischen Italien und Slowenien, im Hintergrund verschmilzt der Golf von Triest mit dem Himmel
    Auf den Hügeln an der Grenze zwischen Italien und Slowenien, im Hintergrund verschmilzt der Golf von Triest mit dem Himmel

    Nach einigen Kilometern verlässt der Track die Hauptroute und biegt auf einen gut befahrbaren Weg ab, der ins üppig grüne Hinterland führt. Die Durchschnittsgeschwindigkeit sinkt, aber wir fahren immer noch durch Wälder und Lichtungen von einzigartiger Schönheit, die Vegetation und die Gerüche ändern sich. Eine ganze Weile lang begegnen wir keiner Menschenseele und keinerlei Anzeichen von Zivilisation, abgesehen von dem Weg, auf dem wir fahren. Wir müssten noch einmal die Grenze überqueren, diesmal die slowenisch-kroatische, und zwar abseits der Straße. Aber geht das überhaupt? Gibt es bei der Einreise nach Kroatien keinen Zoll? Doch, es gibt einen Zoll und man muss die Ausweispapiere vorzeigen. Das wird uns klar, als wir, immer noch auf dem Weg und mitten im Wald, auf ein riesiges vergittertes Metalltor stoßen, das sich in einem drei Meter hohen Zaun mit Stacheldrahtrollen befindet. Eine weitere Kehrtwende um 180 Grad. Was habe ich gesagt? Der GPX-Track ist keine Garantie dafür, dass die Planung erfolgreich ist. Wir kehren zurück auf den Asphalt und fahren weiter auf spektakulären Feldwegen durch einen Buchenwald. Dann kommt der Zoll zwischen Starod und Pasjak, wir weisen uns aus, und inzwischen ist es Mittag. Wie viele Kilometer haben wir bis jetzt zurückgelegt? Darüber denken wir besser nicht nach. 

    In einer einfachen Trattoria in Permani sind dann (hervorragende) Cevapcici und Spanferkel am Spieß das Mindeste, was wir tun können, um uns nach einem bitter-süßen, unbefriedigenden Vormittag zu stärken: schöne Strecken, aber zu viele erzwungene Umwege und zu viel Zeitverlust, den wir am Nachmittag aufholen wollen. Die Mittagspause ist auch unser bevorzugter Moment für die Wahl unseres Abendziels. Angesichts unserer bisherigen durchschnittlichen Stundenleistung und ohne zu wissen, was uns erwartet, mäßigen wir unseren Ehrgeiz und suchen eine Unterkunft in Senj, etwa achtzig Kilometer weiter südlich am Meer gelegen. 

     

    Extrem-Enduro mit Reise-Motorrädern 

    Der Nachmittag beginnt gut, auf einem langsamen und steinigen, aber problemlos befahrbaren Weg mitten in der Natur. Etwas später dann die aufregende Begegnung mit einer kleinen Gruppe von Damhirschen. Das Vergnügen habe allerdings nur ich, als Vorhut unserer kleinen Truppe. Ich halte sofort an und frage meine Begleiter, ob sie es geschafft haben, die Tiere zu sehen, aber bei ihrem „Welche denn?“ wird mir klar, dass sie nicht so viel Glück hatten. Wir überqueren eine weitere tiefgrüne Lichtung, die sich perfekt zum Zelten eignen würde, wenn wir nur Zelte hätten und es Abend wäre. Und weiter geht's, der Weg verengt sich bedenklich, er führt an einem trockenen Bachbett entlang, ein paar Steine tauchen auf, aber es ist alles machbar. Ich werfe einen Blick auf das GPS und sehe, dass der Track gefährlich senkrecht zu den Höhenlinien verläuft. Wir fangen an, uns Sorgen zu machen, aber als gute Enduro-Fahrer, die wir (vielleicht) sind, versuchen wir weiterzufahren. Das tun wir nicht zuletzt, weil wir uns mitten im Nirgendwo befinden und weil eine weitere Umkehr bedeuten würde, dass wir bis zum Nachmittag nur wenig Strecke zurückgelegt hätten. 

     

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    Der Weg klettert den Hang hinauf, wird immer schmaler, steiler, steiniger und abgeschiedener. Ich denke daran, dass zwei von uns dreien Zweizylinder-Motorräder fahren. Die haben zwar ein geeignetes Profil und sind nicht besonders schwer, aber bleiben trotzdem Zweizylinder, die immerhin 30 Jahre auf dem Buckel haben. Als ich mich und das Motorrad mit Schwung über eine Felsstufe werfen muss und dabei bete, nicht das Gleichgewicht zu verlieren, wird mir klar, dass das, was wir jetzt machen, echtes Enduro ist – allerdings mit Straßenfahrzeugen. Kein anspruchsvolles Enduro, um Himmels willen, mit spezialisierten Einzylinder-Maschinen würde man hier ohne Probleme durchkommen, aber den Gipfel müssen wir uns jetzt mit unserem Schweiß erkämpfen. Nachdem ich das Schlimmste hinter mir gelassen habe, halte ich das Motorrad an und bereite mich darauf vor, meinen Begleitern zu helfen, die glücklicherweise unverletzt bleiben. 

    Ich werfe noch einen Blick auf das Garmin. Ja, es geht genau in diese Richtung. Die offiziell zum Saumpfad gewordene Strecke geht mit brutalen Haarnadelkurven weiter, die ausschließlich im ersten Gang und mit angezogener Kupplung zu bewältigen sind. Als die Africa das Kühlgebläse einschaltet, beginne ich, mir ernsthafte Sorgen um die Gesundheit der Kupplung zu machen. Ich versuche, sie sparsam zu benutzen, um nicht zu riskieren, dass sie durchbrennt und ich mitten in einem gottverlassenen Wald hängen bleibe. Während einer Pause höre ich ein paar Meter unter mir das unverwechselbare Geräusch eines Sturzes. Das ist Francesco auf seiner Dominator, der mitten in einer besonders steilen Rechtskurve das Gleichgewicht verloren hat. Zum Glück ist ihm nichts Schlimmes passiert: Fahrer unverletzt, vorderer Bremshebel halb abgebrochen, aber noch brauchbar, Spiegel zerbrochen und Flügel verbogen. Wir nutzen die Gelegenheit, um durchzuatmen, schauen uns alle drei entsetzt an und schicken Flüche an den Abwesenden, der den Track zusammengestellt hat. Piercarlo, wo bist du? Du solltest hier sein und mit uns leiden. 

    Der steinige Weg ist noch lange nicht zu Ende. Es liegen noch drei oder vier dieser steilen, engen Haarnadelkurven vor uns, dann, so sagen es die Höhenlinien, sollten die Steigungen abnehmen. Ich klettere langsam und mit äußerster Vorsicht, ein Sturz hier auf den Steinen mit einem 230 kg schweren Motorrad könnte verheerend sein. Der Hang wird flacher, ich atme auf und beginne endlich zu begreifen, wo wir sind. Dieser Saumpfad scheint eine sehr alte, streckenweise gepflasterte Straße zu sein, ein Zeichen menschlicher Besiedlung, und gehört wahrscheinlich zu den Trockenmauern mitten im Wald, die wir vor Beginn des Aufstiegs entdeckt hatten. Eine kleine Genugtuung inmitten von so viel Anstrengung. Erst jetzt wage ich mir vorzustellen, was hätte passieren können, wenn der Boden auch noch feucht gewesen wäre. 

     

    Dort, wo der Weg beginnt, abwärts zu führen, kommt es zu einer weiteren atemberaubenden Begegnung. Keine Damhirsche mehr, sondern eine Gruppe erwachsener Hirsche mit beeindruckendem Geweih. Frei unterwegs in einem Wald mit niedrigen Bäumen und wenig Laub, der viel Sicht bietet. Diesmal bleiben wir alle drei stehen und bewundern die Tiere, während sie sich misstrauisch von uns entfernen. Ein echtes Spektakel, das Gänsehaut verursacht.  

    Kurz nach diesem aufregenden Moment kreuzt der Weg schließlich eine Einfahrt. Unser GPX-Track würde nach links führen, weiter in Richtung Berggipfel klettern, wer weiß, was für eine Aussicht dort oben auf uns warten würde, aber darüber brauchen wir gar nicht erst zu reden. Es würde sich lohnen, zurückzukehren und die Strecke zu Ende zu fahren, aber mit leichteren Motorrädern. Inzwischen ist es später Nachmittag, wir sind schweißgebadet und überzeugt, dass die letzte Stunde so anstrengend wie ein ganzer Tag im Gelände war. Wir biegen rechts ab und kehren in die Zivilisation zurück. Die Moral der Geschichte: Ein paar Kilometer vom Ort entfernt, an dem wir zu Mittag gegessen hatten, setzen wir die Räder wieder auf den Asphalt – unsere Durchschnittsgeschwindigkeit am Nachmittag belief sich also in etwa auf 10 km/h. Jetzt schnell her mit Google Maps und direkt weiter nach Senj. Die Küstenstraße zusammen mit dem milden Klima und dem Licht, das fast wie ein Sonnenuntergang wirkt, macht den Abstieg zu unserem Etappenziel zu einer Stunde der totalen Entspannung.  

     

    Ein improvisierter Mix aus kroatischen Feldwegen 

    Das Abendessen gibt uns Zeit zum Nachdenken, um uns auszutauschen und uns an das zu erinnern, was wir erlebt haben – als ob das noch nötig wäre ... Und auch, um herauszufinden, was wir mit dem Rest unseres Urlaubs machen wollen. In der Zwischenzeit kommen Teller mit Bùzara-Tintenfisch, Tintenfisch vom Grill, Tintenfisch mit Kartoffeln, Antipasto mit Rochen in Öl und weitere Köstlichkeiten auf unseren Tisch, der nur wenige Meter vom schönen kleinen Hafen von Senj entfernt ist.  

    Wir haben keine Chance, die Tour zu Ende zu bringen. Am Ende unseres ersten Tags in Kroatien haben wir etwa die Hälfte der ursprünglich geplanten Strecke hinter uns gebracht. Die Zuversicht bezüglich der Fortsetzung der Reise beginnt zu schwinden. Wir haben aber noch zwei Tage vor uns und beschließen eine improvisierte Abkürzung zwischen den Resten der Route von Tag 1, die wir in umgekehrter Richtung zurücklegen, und dem heiligen TET, dem Trans Euro Trail, der nicht weit von hier vorbeiführt. Damit sind die monatelang konstruierten Pläne hinfällig. 

     

    Der dritte Tag – und der zweite in Kroatien – beginnt mit dem Aufstieg in die Berge oberhalb von Senj, auf ebenen Wegen mit Blick über das Meer und die Insel Krk. Heute geht es zurück nach Norden, nur auf breiten Feldwegen, abwechselnd durch Buchen- und Nadelwälder. Straßen, die wie gemacht sind für Rallye-Weltmeisterschaften, denken wir. Wir wechseln unseren Track mit dem TET ab, ein Mix, der erstaunlich gut gelingt, mit nur einer erzwungenen Umkehr wegen einer Schranke am Ausgangspunkt und einer Mittagspause in Delnice. Wir sind immer noch mitten im Nirgendwo, als das Garmin uns vorschlägt, die Hauptstraße zu verlassen, um in einem Kiefernwald einen Saumpfad zu erklimmen, der gut befahrbar zu sein scheint. Wir versuchen es. Es geht einige Kilometer bergauf, dann führt uns eine weitere Abzweigung zu einem Singletrail, der wieder ganz den Anschein einer echten Enduro-Strecke hat. Diesmal lassen wir uns nicht einwickeln, kehren auf die Hauptstraße zurück und fahren weiter in Richtung des neu festgelegten Etappenziels Rijeka. Wenig später stellen wir fest, dass wir uns in der Nähe der Grenze zu Slowenien befinden, auf der Hochebene von Gumance. Wir treffen auf eine schöne, große, üppig grüne Lichtung mitten im Wald mit Ruinen von Gebäuden aus Stein, die wahrscheinlich einmal eine Zollstation waren. Außerdem gibt es hier einen alten Steinbruch, den ich unbedingt mit dem Motorrad erkunden möchte. Ich durchquere Pfützen und Schotterhaufen, bis ich im Sand stecken bleibe. Ich rufe um Hilfe, kassiere die berechtigten Kommentare und zu dritt „retten“ wir meine Africa Twin. 

    Am Abend dann wieder Blick aufs Meer im schönen, aber heruntergekommenen Rijeka. Noch mehr gegrillter Tintenfisch füllt unsere Bäuche, während wir ein völlig untypisches Programm für den letzten Tag aufstellen, das mit dem Abenteuergeist der Reise wenig zu tun hat: Ein Besuch im Automotodrom Grobnik, der legendären Rennstrecke von Rijeka, die in den 1970er Jahren eröffnet wurde und auf der bis 1990 der Große Preis von Jugoslawien der Motorradweltmeisterschaft ausgetragen wurde. Eine breite und schnelle Riesenstrecke, „auf Kante genäht“, wie Enthusiasten sagen. Wir kommen nicht nur wegen der historischen Bedeutung des Ortes hierher, sondern vor allem, um einen Freund und ehemaligen Kollegen zu treffen, der mit seinem Rennmotorrad hier ist. Der Vormittag verläuft anders als üblich, wir gönnen uns ein nettes Mittagessen am Hang mit Blick auf die Strecke, dann geht es nach Hause. Wir schaffen es, eine lange Wartezeit am Zoll zu umgehen, indem wir den schmalen und abgelegenen Grenzübergang Podgorje passieren. Als wir dort ankommen, ist die Schlange gerade mal drei Autos lang. 

    Ab Triest fahren wir nur noch Autobahn, um schneller voranzukommen, und wir erleben wieder einmal, wie zuverlässig und vielseitig unsere 30 Jahre alten Motorräder noch sind. Mit wie vielen anderen Fahrzeugen hätten wir es vom Saumpfad mit Haarnadelkurven von vorgestern bis auf die A4 Turin-Triest geschafft?  

     

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    Vorbereitung auf die Reise für Fahrer und Motorrad 

    Am Motorrad kann man bei einem einzigen viertägigen Urlaub nur sehr wenig machen, alle Vorbereitungen und die Wahl der Reifen müssen im Voraus getroffen werden. Allerdings ist es wichtig, sich auf wechselnde Bedingungen vorzubereiten, um bei Wetterumschwüngen oder anderen unvorhergesehenen Ereignissen nicht hilflos dazustehen. 

    Für diese Motorradtour in Kroatien Anfang Juni war ich zugegebenermaßen ein wenig zu optimistisch, vor allem, was die Temperaturen betraf. Es waren Höchsttemperaturen von unter 30 °C vorhergesagt, also entschied ich mich für einen Vierjahreszeiten-Anzug, den ich in der sommerlichsten Konfiguration mit allen Belüftungsöffnungen trug. Bei den intensiven Offroad-Fahrten litt ich jedoch die meiste Zeit unter der Hitze. Nur gelegentlich auf den höher gelegenen Streckenabschnitten und nur im Schatten mitten im Wald war der Komfort perfekt. Um in den Abschnitten mit niedriger Geschwindigkeit mehr Luft durchzulassen, musste ich oft mit halb geöffneter Jacke fahren. Mit einem perforierten Sommeranzug wäre ich sicher besser bedient gewesen, vielleicht mit einer zusätzlichen Schicht für Abendfahrten.  

    Motocross-Stiefel hingegen sind mein Favorit für jede Abenteuertour. Ich fühle mich mit ihnen aus Gewohnheit wohl, ich benutze sie auf meiner Enduro schon, so lange ich denken kann, und sie sind für mich wie Turnschuhe. Lieber verzichte ich auf ein bisschen Bequemlichkeit, habe dafür aber maximale Sicherheit und Zuverlässigkeit, wenn es im Gelände ernst wird. Ein Adventure-Helm, der den Komfort eines Straßenhelms mit der Belüftung und dem Helmschirm eines Motocross-Helms kombiniert, ist ebenso in Ordnung wie Offroad-Handschuhe mit starren Knöchelprotektoren. 

    Ich gehe nie ohne meinen Rucksack mit 2-Liter-Wasserbeutel auf solche Fahrten. Ich bin es gewohnt, viel zu trinken, und es ist wichtig für mich, immer Wasser zur Verfügung zu haben. Der Rucksack ist auch praktisch für die Aufbewahrung von Gegenständen, die man häufig benötigt, wie z. B. eine Regenjacke, eine Brieftasche, eine Powerbank, eine Sonnenbrille, etc.  

    Was die Vorbereitung der Motorräder angeht, kann ich, nachdem ich nur drei Nächte von zu Hause weg war, nur wenig über die Wahl der Reifen sagen. Auf kurzen Touren, die einen Mix aus Straße und Gelände vorsehen, entscheide ich mich immer für aggressive Profilreifen. Auf Asphalt halten sie zwar nicht lange, aber ich ziehe es vor, Sicherheit und Spaß im Gelände zu haben. In diesem speziellen Fall waren für die von uns befahrenen Trails die Mitas E09, die sicherlich zu den geländegängigsten Reifen für diese Art von Motorrad gehören, eine ausgezeichnete Wahl.

    Und ansonsten war ein ordentlich auf dem Gepäckträger befestigter Beutel ausreichend. Ein Gurt und eine elastische Spinne hielten ihn den ganzen Weg über perfekt in Position. In den Beutel habe ich zusammen mit der Bekleidung zum Wechseln auch meine Enduro-Gürteltasche gesteckt, in der ich die wichtigsten Utensilien für Ausfahrten und Rennen aufbewahre. Dazu gehören Schlitzschraubendreher, Kreuzschlitzschraubendreher, Zange mit Schere, Schere, 8-, 10-, 11- und 13-mm-Schlüssel, Schraubenschlüssel für die Hinterradmutter, ein Satz Inbusschlüssel, Draht, Kabelbinder und ein paar gemischte Schrauben und Muttern. Mit diesem Set komme ich immer ganz gut zurecht, auch wenn ich kein großer Mechaniker bin. Unter dem Motorradsitz: Ersatz-Benzinpumpe (einer der beiden Schwachpunkte der alten Africa Twin ist, dass die Benzinpumpe leicht kaputt geht, der andere ist der Spannungsregler), amerikanisches Klebeband, Isolierklebeband, weitere Kabelbinder und zwei Dosen Inflate and Repair für den Fall einer Reifenpanne. Letztere sind oft nutzlos, aber nicht immer. Hingegen habe ich meinen bewährten Tankrucksack aufgegeben, der zwar sehr nützlich, aber unbequem ist, wenn man im Gelände unterwegs ist und im Stehen fährt. 

    Auf dem Lenker: auf der linken Seite die Handyhalterung, die nur für Fahrten auf der Straße mit Google Maps verwendet wird; auf der rechten Seite das Garmin-GPS-Lesegerät für alle Offroad-Abschnitte, auf denen wir einem Track folgen mussten. 

     

    Und hier kommen wir zum Schluss. Dieser sagenhafte Track. Hat er mehr Nutzen oder mehr Schaden angerichtet? Wenn Piercarlo nicht das ganze Frühjahr mit der Planung der Reise verbracht hätte, wären wir sicher nicht einmal losgefahren (übrigens ohne ihn). Ja, das war ein wesentlicher Faktor für den Erfolg unseres langen Wochenendes. Aber ich kann mit Sicherheit sagen, dass wir die meisten der schönsten und angenehmsten Off-Road-Strecken für die Motorräder, die wir fuhren, zwischen kroatischem Meer und Gebirge gefunden haben. Was soll man also machen? Es gibt keine wirkliche Schlussfolgerung. Wenn Sie bewährte Tracks von zuverlässigen Reisenden haben, folgen Sie diesen, klar. Das nimmt jedoch einen Teil der Improvisation weg, die einem zwar im ersten Moment als frustrierende Zeitverschwendung vorkommen mag, aber für das ganze Abenteuer wie Salz in der Suppe ist. Letztendlich bleibt nur zu sagen: Ob Sie nun Meter für Meter wissen, wohin Sie fahren, oder nicht, das Wichtigste ist, sich auf den Weg zu machen. 

    Erforderliche Ausrüstung

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    Adventure-Helm

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    Belüftete Jacke

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    Hose aus Stoff

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    Adventure Stiefel

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    Rückenschutz

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    Handschuhe aus Stoff

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    Funktionstrikot

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    Rucksack mit Trinkbeutel

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