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    Vom Schutz bis zu konzentrierter Technologie und lebensrettenden Lösungen

    Von DemoneRosso | 16 April 2021 | 1 min

    Sie befinden sich auf der Hauptgeraden Ihrer Lieblingsstrecke, der Tacho zeigt weit über 250 Stundenkilometer an. Sie kauern hinter der Sichtscheibe Ihres Motorrads, aber für einige Momente können Sie Luft holen und Ihre Muskeln entspannen. Ein bisschen jedenfalls. Die perfekte Aerodynamik der Motorradverkleidung und die Integration von Helm und Anzug ermöglichen es Ihnen auf jeden Fall, Ihren Kopf und Ihren ganzen Körper mühelos in Position zu halten. Aber war es schon immer so?  

    Bis Ende der 80er Jahre sah es noch ganz anders aus. Die aerodynamische Untersuchung von Renn- und Sportmotorrädern befand sich noch im Anfangsstadium, während die Hersteller von Kleidung und Schutzausrüstung sich noch gar nicht mit diesem Thema beschäftigt hatten. Es war nicht gerade ein Kinderspiel, den Körper auf den Geraden in der korrekten Position zu halten. Insbesondere der Kopf neigte dazu, sich nach rechts oder links zu bewegen, was eine große Anstrengung der Nackenmuskulatur erforderte, um ihn gerade zu halten.    

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    1988 wurde schließlich der Höcker am Rücken der Dainese-Anzüge integriert. Aber anders als man denken könnte, wurde der Höcker nicht für aerodynamische Zwecke erfunden. Dieser Einsatz, ursprünglich aus Schaumgummi, wurde aus Sicherheitsgründen eingeführt.   

     

    Die Einführung des Höckers, eine Erweiterung des Rückenprotektors  

    In den späten 80er Jahren wurde noch nach dem optimalen Rückenschutz gesucht. Zehn Jahre zuvor war der Rückenprotektor, die erste echte persönliche Schutzausrüstung für Motorradfahrer, auf den Rennstrecken angekommen – eine Revolution. Dieser konnte und kann jedoch nicht bis zu den letzten Brustwirbeln reichen, da dies bei bestimmten Beugungen des Halses schädlich für die Halswirbel sein könnte. Was konnte also unternommen werden? Die von Dainese entwickelte Lösung war ein Höcker aus weichem Material, um dort zu schützen, wo der Rückenprotektor nicht hinkam.  

    Er bestand aus sehr gleichmäßigem Schaumgummi, sodass Stöße optimal absorbiert werden konnten, und war so geformt, dass die Bewegungen des Fahrers nicht eingeschränkt wurden. So war stets maximale Freiheit und Komfort gewährleistet.  

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    Der erste Fahrer, der ihn in einem Rennen trug, war der Bologneser Pierfrancesco Chili. In jenem Jahr, 1988, war er ständig unter den Top 10 der Königsklasse der Motorrad-WM, der 500er, zu finden. Aber erst einige Jahre später wurde das volle Potenzial dieser neuen Schutzvorrichtung erkannt. Erst Jean Philippe Ruggia, der bereits als erster Fahrer, der mit dem Ellbogen den Boden berührt hatte, in die Geschichte eingegangen war, enthüllte das Geheimnis des Höckers.   

     

    Die Erforschung der Aerodynamik  

    Nachdem der französische Rennfahrer seinen neuen Anzug mit Höcker ausprobiert hatte, bemerkte er, dass sein Kopf bei hohen Geschwindigkeiten viel stabiler war, wenn er sich für mehr Windschlüpfrigkeit hinter die Motorradverkleidung duckte. Dass er die unendlichen Schwankungen des Kopfes nicht mehr korrigieren musste, führte automatisch zu einer viel besseren Konzentration und Energieersparnis. Am Ende jedes Rennens waren die Nackenmuskeln deutlich weniger müde, was für Leistungssteigerungen und erhöhte Sicherheit sorgte.   

    Von diesem Moment an wurden die Untersuchungen zum Höcker zweigeteilt und machten ihn zu einer Vorrichtung mit doppelter Funktion: aerodynamische Leistung und Schutz. Experimente im Windkanal führten Mitte der neunziger Jahre zu einer Änderung seiner Form. Der neue Höcker war länger und schmal zulaufend, um die Sichtscheibe des Motorrads, den Helm und den Rücken des Fahrers bestmöglich zu verbinden.  

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    Konzentrierte Technologie: D-air®, Pro Com und vieles mehr  

    Zu Beginn des neuen Jahrtausends nahm der Höcker eine immer wichtigere Rolle ein. Als der neu entwickelte Dainese D-air® getestet wurde, entstand sofort die Idee, den Höcker als Behälter für das Steuergerät und die Sensoren des Airbagsystems einzusetzen. Damit hatte er sich zu einer Aufnahme für konzentrierte Technologie entwickelt, die für immer neue Zwecke genutzt werden konnte.  

    Bei einigen Anzügen, die im Prototypenstadium eingestellt wurden, wurde dieser Raum am Rücken genutzt, um die Sensoren des Pro Com-Systems unterzubringen, einem ausgeklügelten Unteranzug mit zahlreichen Sensoren zur Überwachung der Vitalparameter des Fahrers. Für den Anzug mit integriertem Kühlsystem – auch dieser im Prototypenstadium eingestellt – wurde später ein Kühler auf dem Höcker installiert, um überschüssige Wärme bei Rennen an besonders heißen Tagen abzuleiten.  

    Nach den Steuergeräten für D-air®, Pro Com und dem neuartigen Kühler wurde der Höcker zur Unterbringung des Trinkbeutels verwendet. Die neue Trinkflasche, die noch heute von Piloten verwendet wird, kann über das in den Helm integrierte Trinksystem mit diesem verbunden werden und ermöglicht es Ihnen, Ihren Durst direkt auf der Rennstrecke zu stillen. Ein gewinnbringendes Detail, das besonders während der Grand Prix in heißen Klimazonen, wie in Malaysia, häufig verwendet wird.  

    S1QN84_C9_elettronica_con_Gobba_00011-1920x0_ENMO82Der letzte Schritt: die Sicherheits-LED  

    Die jüngste Entwicklung geht auf das Jahr 2016 zurück, als der neue Mugello R-Anzug vorgestellt wurde. Der Höcker des Mugello R enthält nicht nur das D-air®-Steuergerät und den Trinkbeutel, sondern auch eine quergerichtete LED, die sich bei einem Sturz einschaltet. Der Pilot ist somit für andere besser sichtbar, was insbesondere bei schlechten Sichtverhältnissen ein entscheidender Faktor ist.  

    Im Laufe von drei Jahrzehnten haben sich Kleidung und Schutzausrüstung zusammen mit den Maschinen exponentiell weiterentwickelt. Der Höcker ist da keine Ausnahme: Er hat sich von einem einfachen Stück Schaumgummi zu einem Aufbewahrungsort für extrem fortschrittliche Technologie und lebenswichtige Lösungen für den Einsatz auf der Rennstrecke entwickelt – sowohl für professionelle Rennfahrer als auch für Motorradfans. 

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