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    Normvorschriften, Prüfungen und Stufen. Der vollständige Leitfaden zur Zertifizierung von Funktionsschuhen zum Motorradfahren.

    Von DemoneRosso | 01 April 2023 | 1 min

    Artikelinhalt

    Ein zertifizierter Schuh schützt vor Verletzungen bei Unfällen, aber auch bei harmloseren Stürzen aus dem Stand.
    Die Motorradschuhe sind nach der europäischen Norm EN13634 zertifiziert, die zwei Zertifizierungsstufen vorsieht.
    Zum Erhalt der Zertifizierung werden Schuhe und Stiefel unter anderem Prüfungen zur Abrieb-, Stoß- und Schnittfestigkeit unterzogen.
    Das Etikett gibt Auskunft über den Grad an Abriebfestigkeit, Schnittfestigkeit und Quersteifigkeit der Sohle.

    Nicht nur auf der Rennstrecke oder bei langen Touren. Zertifizierte Motorradschuhe sind auch (und vor allem) in der Stadt von grundlegender Bedeutung. Mit anderen Worten, auf jenen Strecken, auf denen Daten zufolge schneller – auch harmlosere – Unfälle passieren, die den Fuß und die Fußgelenke in Mitleidenschaft ziehen können. Man muss sich aber vor Augen halten, dass es nicht unbedingt einen Sturz braucht, um ohne entsprechenden Schutz Verletzungen am Fuß oder Knöchel zu erleiden. Man denke nur daran, wie oft wir ohne die gebotene Vorsicht unsere Füße auf den Boden stellen, wenn wir etwa an der Kreuzung oder Ampel stehen bleiben. Ein unachtsamer Moment reicht aus, und schon bereut man es, nicht die richtigen Schuhe getragen zu haben, selbst ohne Sturz. 

     

    Stil und Sicherheit 

    Heute gibt es Schuhe aller Art, die den Wunsch nach Komfort mit dem Bedürfnis nach Stil und Sicherheit verbinden. So lässt sich damit eine kurze Fahrt mit dem Motorrad oder Roller, etwa der Weg in die Arbeit oder ein Freizeit-Trip, problemlos bewältigen, ohne sich um Komfort und Zweckmäßigkeit sorgen zu müssen. Ob eine Fahrt in der Stadt oder ein sonntäglicher Ausflug in die Berge: Es gibt für alles den richtigen Schuh, vom schlichtesten Sneaker bis zum High-Top-Sportschuh, der selbst für die anspruchsvollsten Touren perfekt geeignet ist. 

     

    Die Bedeutung der Zertifizierung 

    Reicht es nicht, hohe Stiefeletten oder Combat Boots zu tragen, um bei einem Unfall oder einem kleinen Rutscher auf zwei Rädern geschützt zu sein? Die Antwort lautet Nein: Motorrad-Funktionsschuhe gelten im Gegensatz zu Turn- oder Bergschuhen als PSA (persönliche Schutzausrüstung) und unterliegen als solche einer europäischen Referenznorm, in diesem Fall der EN 13634: 2017.  

    Motorradschuhe gehören zur PSA der Kategorie 2, den sogenannten Produkten zum Schutz vor mittleren Risiken. PSA der Kategorie 1 sind Produkte zum Schutz vor geringem Risiko, die keiner Zertifizierung bedürfen, wie z. B. Gartenhandschuhe, während Produkte der Kategorie 3 vor hohen Risiken schützen sollen, wie beispielsweise Feuerwehrstiefel. 

    Zertifizierte Schuhe müssen eine Reihe von Laborprüfungen unter anderem in Bezug auf die Stoßabriebfestigkeit, Fallschnittfestigkeit, Quersteifigkeit, Ablösung der Sohle und Abriebfestigkeit des Innenfutters bestehen. Die benannte Stelle, die sich mit der Zertifizierung befasst, zerlegt den Schuh buchstäblich, um die Prüfungen an den einzelnen Komponenten und Materialien durchführen zu können.  

     

    Welche Prüfungen muss ein Schuh bestehen? 

    Die Prüfung der Stoßabriebfestigkeit dient dazu, den Abrieb des Schuhs auf dem Asphalt zu simulieren: Dazu wird ein Prüfstück des Obermaterials oder eines Materialverbunds (z. B. Mikrofaser-Außenseite, mittlere Verstärkungsschicht und Innenfutter) mit einem Band aus Schleifpapier der Körnung 60, das sich mit einer Geschwindigkeit von 8 m/s bewegt, in Kontakt gebracht und dann auf Abnutzung untersucht. Um die Zertifizierung der Stufe 1 zu erreichen, muss das Prüfstück mindestens 5 Sekunden widerstehen, für Stufe 2 12 Sekunden. 

    Für die Prüfung der Quersteifigkeit wird der Schuh oder Stiefel unter einer Presse positioniert, die versucht, ihn in Querrichtung zu quetschen. So wird der Widerstand der Sohle gegen Verformung gemessen, wenn eine Last auf sie ausgeübt wird.  

    Bei der Prüfung der Fallschnittfestigkeit wird eine Klinge  
    auf das Prüfstück (die immer das fertige Produkt simuliert, also einen Materialverbund) fallengelassen. Die Klinge fällt mit einer Geschwindigkeit von 2,8 m/s und es wird die Tiefe in mm ermittelt, die die Klinge eingedrungen ist. Nicht mehr als 25 mm für die Zertifizierung der Stufe 1, nicht mehr als 15 mm für Stufe 2. 

    Die Prüfung der Sohlenabriebfestigkeit funktioniert ähnlich wie jene der Stoßabriebfestigkeit. Bei dieser Prüfung wird ein Prüfstück der Sohle mit einer rauen, sich bewegenden Oberfläche in Kontakt gebracht, um ihre Widerstandsfähigkeit bei längerem Reiben auf dem Asphalt zu prüfen. 

    Der Martindale-Abriebtest überprüft hingegen die Widerstandsfähigkeit des Innenfutters und simuliert so den Verschleiß durch Reiben am Fuß oder an der Socke bei längerem Gebrauch. Der Test simuliert einen Verschleiß im Ausmaß von etwa 25.600 Zyklen. 

    Zum Erhalt der Zertifizierung wird die Prüfung der Trennkraft zwischen Sohle und Obermaterial durchgeführt: Diese überprüft den Halt zwischen den verschiedenen Teilen und zeigt, wie viel Kraft erforderlich ist, um die Sohle buchstäblich vom Rest des Schuhs abzureißen.

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    Was das Etikett aussagt 

    Je nach Ergebnis der Prüfungen erhalten die Motorradschuhe die Zertifizierung (oder nicht) und es wird die Schutzstufe angegeben. Diejenigen, die die Prüfungen bestanden haben, weisen ein Piktogramm im unteren Teil der Lasche auf, das sie als zertifiziert kennzeichnet. Es gibt die Referenz-Normvorschrift und die Stufe – je nach Schutzkapazität Typ 1 oder 2 – an. Schuhe des Typs 2 schützen besser als jene mit Typ 1-Zertifizierung. 

    Auf dem Etikett stehen vier verschiedene Zahlen: Die erste Zahl gibt die Schafthöhe an, die zweite die Stoßabriebfestigkeit, die dritte die Fallschnittfestigkeit und die vierte die Quersteifigkeit. Die vier Prüfungen, die am besten die Vorstellung vom Schutzvermögen des betreffenden Schuhs vermitteln.  

    Es muss darauf hingewiesen werden, dass nicht alle Schuhe oder Stiefel unbedingt gänzlich Stufe 1 oder Stufe 2 entsprechen: Jede Prüfung wird einzeln ausgewertet. Abgesehen von der Bewertung der Schafthöhe hat man also mitunter einen Schuh vor sich, der bei den Prüfungen der Stoßabriebfestigkeit und Fallschnittfestigkeit die Stufe 2 erreicht hat, bei der Prüfung der Quersteifigkeit jedoch nur die Stufe 1: All dies lässt sich einfach vom Etikett ablesen. 

    Die innere Carbonfaserstruktur des Axial D1
    Die innere Carbonfaserstruktur des Axial D1

    Die Stufe sagt viel aus, aber nicht alles 

    Was das Etikett nicht erklärt, ist die aktive Sicherheit, die ein Schuh oder Stiefel bietet. Bei manchen Schuhen, wie den modernsten Rennstiefeln (z. B. Dainese Axial D1) kann Leichtigkeit und Bewegungsfreiheit zu einer höheren allgemeinen Sicherheit führen als der Schutz und die Beständigkeit gegen Stöße und Schnitte. Der Grund dafür ist einfach, aber nicht trivial: Die Bewegungsfreiheit der Gelenke und die perfekte Kontrolle über die Bedienelemente des Motorrads in diesen spezifischen Kontexten machen Unfälle oder gefährliche Situationen unwahrscheinlicher. Genau das nennen wir aktive Sicherheit: die Fähigkeit eines Protektors, die Gefahr eines Unfalls möglichst gering zu halten. 

    Am Beispiel des Axial D1-Stiefels, der auch von MotoGP™-Fahrern getragen wird, lässt sich gut erklären, warum er in einigen der durchgeführten Prüfungen, wie zum Beispiel in Bezug auf Abrieb- und Fallschnittfestigkeit, „nur“ die Zertifizierung der Stufe 1 erreicht hat. Bei diesen Prüfungen wird, wie erwähnt, ein Prüfstück des Obermaterials des Endprodukts berücksichtigt. Die starre und hochgradig schützende Carbonfaserstruktur im Obermaterial wird beim Axial D1 jedoch nicht berücksichtigt. Es ist offensichtlich, dass ein Stiefel dieses Typs alles in allem ein Schutzniveau bieten kann, das nahezu unerreicht ist. 

     

    Unabhängig davon, ob man Funktionsschuhe oder Stiefel bevorzugt, die je nach Gebrauch des Motorrads auszuwählen sind, ist es wichtig, auf die Qualität zu achten. Auch an den Füßen und Knöcheln, die in puncto Schutz oft übersehen werden. Ein zertifizierter Schuh kann einen großen Unterschied bewirken, und zwar nicht nur in Bezug auf die Sicherheit, sondern auch bei der sicheren Betätigung der Bedienelemente und der allgemeinen Kontrolle über das Fahrzeug. 

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