Ein Bericht über eine Motorradreise in Afrika für wohltätige Zwecke, von Marokko nach Senegal, quer durch die Wüste bis in die Casamance. Erfahren Sie mehr auf Dainese Explorer.
Ein Bericht über eine Motorradreise in Afrika für wohltätige Zwecke, von Marokko nach Senegal, quer durch die Wüste bis in die Casamance. Erfahren Sie mehr auf Dainese Explorer.
Die Vorbereitung unserer Motorradreise nach Afrika war kompliziert. Vor allem, weil es sich nicht einfach nur um eine Reise handelte, sondern wir eine echte Mission zu erfüllen hatten. Wir wollten nach Afrika reisen, um ein Motorradabenteuer zu erleben, aber auch, um etwas Gutes zu tun: Deshalb haben wir uns mit der NGO Bambini nel Deserto in Verbindung gesetzt, um in Erfahrung zu bringen, wo wir helfen könnten. So haben sie uns von der Casamance erzählt, einer Landschaft im Süden Senegals. Wir haben die notwendigen Mittel beschafft, um die Gründung eines kleinen Textilunternehmens in einem Dorf in der Nähe von Sedihou zu unterstützen. Vier Monate lang, von Januar bis April, haben wir uns in unserer Freizeit ausschließlich dieser Sache gewidmet – natürlich neben der Organisation und Vorbereitung unserer Reise.
Die Spendenaktion war ein großer Erfolg: Das Ziel war es, 5.000 Euro zu sammeln, um das Projekt starten zu können. Es kamen aber 8.000 Euro zusammen, sodass wir auch unser Motorrad für die Reise kaufen konnten: Dies ermöglichte es uns, den Rückflug mit dem Flugzeug anzutreten – angesichts unserer begrenzten Zeit ein großer Vorteil. Das Motorrad wollten wir dann als Spende in Dakar lassen.
Dainese hat uns sehr geholfen, indem sie uns mit der richtigen Kleidung versorgt haben: Jacke und Hose mit 3 Lagen, modular und für jedes Klima geeignet, von regnerischer Kälte bis hin zur Hitze der Wüste; außerdem Adventure-Stiefel, Helm und Funktionsunterwäsche. Der 3-Lagen-Anzug, auch bekannt als 4-Jahreszeiten-Anzug, war perfekt: Wir verließen Italien bei etwa 10 °C und auch im Norden Marokkos war es nicht gerade heiß; dann ging es immer weiter nach Süden, und als die Temperaturen stiegen, trugen wir Jacke und Hose in der luftigsten Konfiguration.
Wir haben uns für weiche Taschen entschieden, um mehr Sachen einpacken zu können – vor allem aber, weil diese für die Rückreise per Flugzeug praktischer waren. Unser Gepäck war auf das Nötigste beschränkt: Unterwäsche, ein paar T-Shirts, je eine lange und eine kurze Hose, ein Kulturbeutel mit Kosmetik in Probiergrößen – und ganz wichtig: Sonnencreme. Ebenso hatten wir einen Campingkocher, eine Espressokanne sowie Lebensmittel für Notsituationen dabei – und ich muss sagen, dass uns diese Dinge sehr nützlich waren.
Die Planung der Reiseroute war sehr einfach: Von Tanger aus ging es direkt nach Süden, und von Italien aus hatten wir nur für die ersten beiden Nächte eine Unterkunft gebucht.
Wir sind voller Emotionen. Wir haben geträumt, hatten große Erwartungen, haben geplant – und nun ist es endlich so weit: Endlich beginnt nun unsere Motorradreise in den Senegal. Wir sind die ersten in der Schlange, um das Schiff zu besteigen, und bereits während wir ablegen, können wir es kaum erwarten, unser Motorrad erneut zu besteigen und loszufahren. Während der Fahrt beginnen wir, eine sehr wichtige Fähigkeit zu entwickeln, die uns während der gesamten Reise von Nutzen sein wird: Geduld. Wir gehen am 22.4. um 14 Uhr an Bord der Fähre und erreichen Tanger am 24.4. um 22 Uhr.
Als wir am späten Abend im Hafen von Tanger ankommen, wollen wir nur noch schnell Asilah erreichen – der erste Stopp unserer Reise. Wir haben eine Unterkunft außerhalb von Tanger gebucht, um am nächsten Morgen gleich auf der richtigen Straße zu sein. Es ist Nacht, aber schon der Anblick der Straßenschilder auf Arabisch sowie die grün beleuchteten Dächer der Moscheen führen uns vor Augen, dass wir den Kontinent gewechselt haben; wir sind aufgeregt, es herrscht eine ganz andere Atmosphäre. Morgen früh werden wir uns auf den Weg nach Marrakesch machen, eine Strecke von circa 550 km.
Die Straßen in dieser Gegend sind schön, aber wir beschließen, die Autobahn zu nehmen, um die Fahrzeit abzukürzen. Bei Abfahrt tragen wir unsere Anzüge in Winter-Konfiguration, in der Nähe des Ozeans ist es morgens recht kühl; je weiter man ins Landesinnere Richtung Marrakesch kommt, desto höher werden die Temperaturen. Gegen 18 Uhr erreichen wir unser Ziel. Unsere Tage werden von nun an mehr oder weniger immer so ablaufen: den ganzen Tag auf dem Motorrad, um die Tagesetappe so schnell wie möglich zu schaffen. Wir haben 13 Tage Zeit, um die Casamance, unser Ziel, zu erreichen. Dort wollen wir mindestens zwei Tage bleiben, bevor wir nach Dakar zurückkehren, um das Flugzeug nach Hause zu nehmen. Bis zum 9. Mai haben wir Zeit – dem Tag unserer Abreise nach Italien.
Unterdessen genießen wir unseren ersten Abend in einer großen marokkanischen Stadt, Marrakesch. Wir verirren uns in den engen Gassen, in denen alle mit Mopeds, Tuc-Tucs und anderen seltsamen motorisierten Fahrzeugen verkehren. Auch wir tauchen in dieses Chaos ein und das Gefühl ist berauschend! Zurück in unserem Riad schauen wir uns die Strecke an und legen das Etappenziel für morgen fest. Dieser Moment am Abend wird zu einer Konstante auf unserer Reise werden: die Reiseroute studieren und für den nächsten Tag buchen. An manchen Tagen buchen wir sogar erst am selben Tag für den Abend, stets mit unserem treuen Verbündeten Booking. Wir treffen keine völlig willkürliche Wahl, unsere Unterkünfte müssen mindestens zwei wichtige Merkmale erfüllen: so günstig wie möglich sein und einen Motorradparkplatz haben.
Am nächsten Tag brechen wir in Richtung Tifnit auf, ein Fischerdorf am Atlantik südlich von Agadir. Die Strecke ist wunderschön: das Meer zu unserer Rechten, der Wind, die Landschaft, die anfangs grün ist und dann einen immer erdigeren Farbton annimmt. Wir befinden uns nicht mehr auf der Autobahn, sondern auf der Küstenstraße, alles wird wilder. Hier beherrschen Ziegen und Kühe die Straßen, wir sehen auch die ersten Dromedare.
Wir verbringen die Nacht in einer Öko-Lodge am Meer und versuchen sogar zu baden, aber das Wasser ist wirklich kalt, also halten wir nur kurz unsere Füße hinein. Wir essen in der Küche der Vermieterin, die für uns eine köstliche Tajine zubereitet. Mit uns speist eine Familie aus Frankreich, die ebenfalls hier übernachtet. Man macht auf Reisen so viele schöne Bekanntschaften!
Unser nächstes Ziel ist El Ouatia, doch zuerst planen wir einen Stopp beim Felsenbogen von Legzira, ein Ort, den man gesehen haben muss. Wir haben schon viele Fotos von diesem herrlichen natürlichen Bogen aus Sand gesehen, aber ihn in echt zu bewundern, ist ein atemberaubendes Gefühl. Er ist imposant, und mit dem Motorrad am Strand entlang und unter ihm hindurch zu fahren, treibt uns unter unseren Helmen Freudentränen in die Augen. El Ouatia vermittelt den Eindruck eines unbewohnten Dorfs. Es ist hier so wenig touristisch, dass wir Mühe haben, abends etwas zu essen zu finden. Doch wir waren gezwungen, hier einen Stopp einzulegen; morgen werden wir früh aufbrechen – es gibt noch so viel zu sehen.
Die nächste Etappe führt von El Ouatia nach El Aaiún. Hier treffen wir auf die ersten echten Dünen der Wüste; es sind immer weniger Menschen unterwegs, nur wir, die Kamele und die üblichen Straßensperren an den Stadteinfahrten. Übrigens, auf einer Reise wie der unseren sollten Sie auf jeden Fall die sogenannten „Fiches“ ausfüllen und mitführen: Dabei handelt es sich um Formulare mit Angaben zu Ihrer Person und zum Motorrad, die der Polizei anstelle der verschiedenen Dokumente ausgehändigt werden können, was den Grenzübertritt erleichtert – im Internet gibt es verschiedene Vorlagen. Die Stadt El Aaiún gehört zur Westsahara, wird allerdings von der Demokratischen Arabischen Republik Sahara beansprucht. Es ist eine sehr moderne Stadt, und wir übernachten in einem neuen Hotel mit westlichen Standards.
Am nächsten Morgen fahren wir weiter nach Dakhla. Jetzt bekommen wir die Wüste wirklich zu spüren, wir haben das Meer immer noch zu unserer Rechten und der Wind bläst kräftig. Wir kommen im Tal von Dakhla an und sind fasziniert von den Dünen um uns herum. Wir scheinen allein auf der Welt zu sein, kein Auto fährt vorbei und wir halten an, um tausend Fotos zu machen, stets in voller Montur, denn der Wind und der Sand peitschen gegen uns. Wir fahren weiter und kehren zum Atlantik zurück, es gibt viele Surfer und Kitesurfer. Wir fahren auf einer Landzunge, die auf beiden Seiten vom Meer umspült wird; Dakhla liegt nicht auf unserer Strecke, morgen müssen wir den gleichen Weg zurückfahren, da es sich um eine Halbinsel handelt. Aber es lohnt sich wirklich, wir würden sogar einen Tag länger bleiben, wenn wir könnten.
Die nächste Etappe ist eine Herausforderung: Wir müssen nach Mauretanien einreisen und unsere erste Grenze passieren. Doch zunächst ein weiterer wichtiger Meilenstein, eine Marke, die alle Reisenden passieren: der Wendekreis des Krebses. Mittlerweile befinden wir uns in der echten Wüste, spüren aber immer noch den Wind und riechen den Duft des nahen Ozeans. Wir hinterlassen ein Andenken – einen Aufkleber mit unserem Logo sowie die Aufkleber unserer Freunde und der Organisation „Bambini nel Deserto“. Doch wir müssen weiter, Mauretanien wartet auf uns.
Gegen Mittag erreichen wir die Grenze von El Guergarat und finden sie geschlossen vor: Es ist Mittags- und Gebetszeit. Wir warten eine Stunde in der einzigen Bar mit Restaurant und dann beginnt das Abenteuer. Die Ausreise aus Marokko und die Einreise nach Mauretanien dauern aufgrund der verschiedenen Kontrollen etwa drei Stunden. Dabei lassen wir uns von einem sogenannten „Passeur“ helfen, der den Grenzübertritt erleichtern soll. Doch die Wartezeit unter der sengenden Sonne und in Büros, die aussehen, als wären sie einem Tarantino-Film entsprungen, ist trotzdem sehr lang. Leider konnten wir keine Fotos machen, das ist nämlich strengstens verboten.
Wir durchqueren das Niemandsland, einen Teil der Wüste, in dem es noch immer Landminen gibt und den man mit großer Vorsicht betreten muss. Es sind nur ein paar Kilometer, aber es ist beängstigend, es gibt dort niemanden, nur verlassene Autowracks.
Und dann sind wir endlich draußen – und in Mauretanien. Kaum angekommen, müssen wir einen Bahnübergang überqueren und halten sofort an, denn der längste Zug der Welt fährt gerade vorbei! Es handelt sich um einen 3 km langen Zug, der Eisenpulver transportiert. Die Strecke ist über 700 km lang und teilt die Sahara in zwei Hälften. Der Zug ist wirklich lang und wir haben Zeit, ein paar Fotos zu machen. Wir spüren die Erde vibrieren, wir sehen Menschen in typischer Tuareg-Kleidung, die schnell in den Zug einsteigen und direkt auf den Haufen aus Eisenpulver Platz nehmen. Die Fahrt ist kostenlos und wird von Mauretaniern und einigen Abenteurern genutzt, um sich im Land fortzubewegen.
Wir setzen unsere Reise fort und kommen in Nouadhibou an, wo wir übernachten. Hier ist alles anders als in Marokko: Die Stadt sieht geradezu ausgestorben aus, wir scheinen die einzigen Ausländer zu sein, die Straßen sind sandig und wir müssen ein wenig herumlaufen, um etwas zu essen zu finden. Schließlich finden wir ein „Lokal“, wir sehen Leute eintreten und beschließen, es ihnen nachzutun. Wir fragen nach einem Bier, aber in Mauretanien ist Alkohol verboten und niemand verkauft ihn. Uns wird dennoch ein Heineken aus der Dose angeboten, aber für 15 Euro! Wir lehnen höflich ab und gehen früh zu Bett, denn am nächsten Tag werden wir die mauretanische Wüste durchqueren, 550 km von Nouadhibou nach Nouakchott, der Hauptstadt Mauretaniens: Es ist unsere anspruchsvollste Etappe.
Am Morgen wachen wir früh auf und wären bereit, loszufahren, doch wir haben eine kleine Panne mit unserer Transalp: Das Lenkradschloss klemmt und der Schlüssel geht nicht rein. Wir versuchen es immer wieder, und erst nach dem mehrmaligen Auftragen von Schmiermittel haben wir Erfolg. Es muss wohl Sand hineingekommen sein ... Inzwischen sind wir laut unserem Zeitplan schon eine Stunde im Verzug. Wir machen uns auf den Weg und sobald wir aus der Stadt heraus sind, sind wir wieder in der Wüste. Die Sonne brennt auf uns herab und es weht ein starker Wind, der sogar unser Motorrad in eine leichte Schieflage bringt. Es ist schwierig, es gerade zu halten. Wir kämpfen weiter gegen den Wind an. Auf der Straße ist niemand, nur wir und die Wüste, soweit unser Blick reicht. Die Straße ist oft von Sand bedeckt, es gibt viele Dromedare, und auch hier Ziegen und Kühe, die mitten auf der Fahrbahn stehen und sich nicht bewegen wollen. Die Dromedare hingegen gehen sofort in den Galopp, sobald man sich ihnen nähert.
Wir haben genug Trinkwasser mitgenommen, doch schon nach kurzer Zeit ist es kochend heiß. Wir halten an der einzigen Tankstelle weit und breit, um zu tanken, aber es gibt kein Benzin. Zum Glück haben wir Kanister dabei. Wir stocken unseren Wasservorrat auf und kaufen in weiser Voraussicht eine Packung Kekse und ein paar Datteln – noch wissen wir nicht, dass das unsere einzige Mahlzeit für den Tag sein wird.
Auf unserer Weiterfahrt stoßen wir auf keine Städte oder Dörfer mehr, nur noch Wüste, hypnotisch und zunehmend heiß. Wir sind jetzt weit vom Meer entfernt und das spürt man. Wir beginnen, Fata Morganas zu sehen. Die Straße am Horizont scheint flüssig zu sein, aber es ist kein Wasser in Sicht. Wir suchen nach einer Tankstelle, einem kleinen Laden, doch vergeblich – ein Zelt hier und da, aber sonst nichts.
Uns ist so heiß, dass wir das Gefühl haben, innerlich zu verbrennen. Zu dieser Jahreszeit sollten die Temperaturen eigentlich bei 35 °C liegen, doch stattdessen bewegen sie sich zwischen 48 und 50 °C. Uns wird übel und wir bekommen Herzrasen, doch wir sagen nichts und flüstern uns zu, dass es uns gut geht, um uns gegenseitig Mut zu machen. Wir wollen einfach nur ankommen, doch noch liegt der halbe Weg vor uns. Wir bräuchten dringend eine Pause, aber um uns herum ist nichts. Auf einmal sehen wir ein kleines Haus, vor dem ein alter Geländewagen geparkt ist, und wir fahren direkt darauf zu. Wir sagen einfach „as-salāmu ʿalaikum“ (entspricht unserem „Guten Tag“) und sie verstehen sofort, dass wir trinken müssen. Sie geben uns Wasser, zwei Flaschen schütten wir über unsere Körper, in den anderen beiden lösen wir unsere Mineralsalzmischung auf. Da sie uns unsere Erschöpfung ansehen, breiten sie im Schatten der Hütte – dem einzigen, den es hier gibt – einen Teppich für uns aus, damit wir uns ausruhen können, und bieten uns Minztee an. Wir ruhen uns etwa eine halbe Stunde lang aus und sind danach genug erholt, um unsere Reise fortzusetzen.
Wir machen uns erneut auf den Weg und die Hitze ist immer noch höllisch, als hätte man einen Föhn auf uns gerichtet. Als wir uns endlich wieder dem Meer nähern, fühlt es sich wie eine Wiedergeburt an. Die Temperatur sinkt nur leicht, aber jetzt bewegt der Wind die Luft.
Als wir uns der Hauptstadt nähern, tauchen die ersten Straßenlaternen auf – mitten in der Wüste ein unglaublicher Anblick. Dann wird die Straße breiter, mehrspurig, uns begegnen immer mehr Autos und schon bald sind wir mitten im Verkehr von Nouakchott. Heute Nacht schlafen wir bei einem Mauretanier, der Zimmer vermietet, wir verbringen den Abend mit ihm und er kocht uns auch das Abendessen. Es ist immer toll, Einheimische kennen zu lernen und sich mit ihren Bräuchen auseinander zu setzen, eine authentische Erfahrung.
Am nächsten Morgen brechen wir früh auf, denn wir müssen die Grenze zum Senegal überqueren, und wir wollen nicht in die gleiche Situation wie am Vortag geraten. Wir nehmen die Diama-Strecke, eine 80 Kilometer lange unbefestigte Straße, die mitten durch den Diawling-Nationalpark führt. Man muss eine Eintrittskarte für den Park kaufen, die 7 Euro kostet, und dann ist man mitten in der Natur, umgeben von Tieren, die friedlich umherstreifen. Man muss nur auf die Warzenschweine achtgeben, die die Straße überqueren! Auch der Grenzübergang am Ende des Parks verläuft reibungsloser als am Vortag, und in etwa einer Stunde verlassen wir Mauretanien und reisen in den Senegal ein.
Wir sind voller Elan und können beobachten, wie sich die Landschaft erneut verändert, nach der Wüste gibt es hier endlich wieder viel Grün. Wir kommen in Saint-Louis an und spüren den Unterschied zu Mauretanien. Hier gibt es Musik, Farben, Fröhlichkeit, eine Stadt, die einen erobert und in der man die authentische Energie Afrikas atmet. Wir würden gerne noch eine weitere Nacht hier bleiben, aber unsere Mission ruft. Oder besser gesagt, man ruft uns an, um uns mitzuteilen, dass wir morgen einen Abstecher in das Zentrum Senegals machen müssen, aufgrund von Angelegenheiten, die unsere Motorradspende betreffen. Wir müssen in die Präfektur Thiénaba fahren, also nicht nach Dakar, wie wir es geplant hatten.
Es wird abermals ein anstrengender Tag: Wir legen zahlreiche Kilometer zurück, bevor wir wieder auf unsere Route zurückkehren und versuchen, uns der Grenze zu Gambia so weit wie möglich zu nähern. Als wir unser Ziel erreichen, ist es bereits 22 Uhr. Wir sind erschöpft und wollen nur noch ins Bett.
Am nächsten Tag durchqueren wir Gambia und kommen schließlich in der Casamance an. Unser Ziel dort ist die CasaBio, ein Ausbildungszentrum für Agrotourismus und pädagogische Farm. Wir hatten schreckliche Dinge über die Einreise nach Gambia gehört, dass die Grenzbeamten dort besonders korrupt seien, dass wir einfach ohne Widerrede alles bezahlen sollten und dass wir stundenlang warten würden. Vielleicht liegt es daran, dass wir mit dem Motorrad unterwegs sind, oder daran, dass wir aus der Masse herausstechen – doch wir treffen nur nette Leute, die mehr über unsere Geschichte und unsere Reise erfahren wollen und uns alles Gute wünschen. Gambia ist das kleinste Land auf dem afrikanischen Kontinent und eine englischsprachige Enklave. Für uns ist es seltsam, nach so vielen Tagen Französisch plötzlich auf Englisch sprechen zu müssen, aber wir treffen nur auf freundliche Menschen.
In der Casamance befinden wir uns mitten in der Savanne, die Straße wird holprig, wir stoßen ständig auf Baustellen: Es wird eine Hauptstraße gebaut, es gibt Umleitungen und wir landen immer wieder auf einer unbefestigten Straße aus roter Erde, die auffliegt und uns in eine Staubwolke hüllt. Es ist eine unbefestigte Straße mit vielen Unebenheiten, die erst kürzlich abgefräst wurde, und wir werden ordentlich durchgerüttelt. Mit Sicherheit die anspruchsvollste Straße, die wir bisher bewältigt haben, und auch hier ist es wieder sehr heiß und schwül.
Wir machen eine Pause, zum Mittagessen gibt es nur Mangos, die wir an einem Straßenstand bei einer Frau gekauft haben, aber sie sind wirklich lecker. Wir sehen uns um, wir befinden uns unter einem riesigen Baobab-Baum, mitten in der Savanne, mit Affen, die in den Ästen klettern. Es sieht aus wie in einem Dokumentarfilm, wie wir ihn früher zu Hause auf dem Sofa geschaut haben. Doch hier spielt sich alles in echt und direkt vor unseren Augen ab – und ist wunderschön!
Wir kommen mit großer Verspätung in der CasaBio an, die sich fast an der Grenze zu Guinea-Bissau befindet. Nur Francesca, die italienische Projektverantwortliche, wartet auf uns. Es ist ein sehr bewegender Moment; sie zeigt uns alles und bringt uns dann mit dem Auto zu einer nahe gelegenen Lodge, wo wir übernachten können! Es ist das erste Mal, dass wir den Motorradsattel verlassen und ehrlich gesagt sind wir froh, für eine Weile herumgefahren zu werden.
Am nächsten Morgen werden wir abgeholt und erneut zur CasaBio gebracht – und unsere Mission ist erfüllt! Die Realisierung unseres Projekts zu erleben und direkt in die Augen der Frauen zu blicken, die davon profitieren werden, ist der emotionalste Moment der ganzen Reise. Das Ergebnis unserer Bemühungen, unseres Engagements und unserer zu Hause erledigten Arbeit zu sehen, erfüllt uns mit Zufriedenheit. Und die Freude dieser Menschen berührt unsere Herzen.
Wir essen mit ihnen zu Mittag, sie haben für uns gekocht, sie singen uns traditionelle Lieder vor und wir tanzen zusammen: Es ist ein wirklich magischer Tag. Als wir dann das Dorf besuchen, in dem die Frauen leben, und auch die Kinder treffen, wird uns klar, dass die Geschichte nicht zu Ende ist: Wir werden zurückkehren. Es gibt viel zu tun, und nachdem wir ihre Lebensbedingungen kennengelernt haben, können wir nicht einfach wegsehen.
Unser Abenteuer neigt sich dem Ende zu, es ist die letzte Nacht hier, und wir sind sehr traurig darüber. Wir müssen bis nach Dakar fahren, wo wir das Motorrad abgeben und das Flugzeug zurück nach Italien nehmen werden. Als wir am nächsten Tag an unsere bisherige Reise zurückdenken, tauchen in unserer Erinnerung Bilder von Marokko auf, von der Wüste, den endlosen Dünen, der Savanne, dem Dorf. Schweren Herzens machen wir uns auf den Weg nach Dakar, wo Carlo, ein Volontär bei Bambini nel Deserto, auf uns wartet. Er nimmt das Motorrad in Empfang und begleitet uns zum Flughafen.
Tschüss Senegal, tschüss Afrika! Dies ist kein Abschied, sondern ein Auf Wiedersehen.