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    Mein erstes Mal in Afrika auf einem Motorrad. Eine Reise mit der Enduro durch Marokko, bei der wir die berühmtesten Ergs und atemberaubende Landschaften entdecken, eingebettet in eine alte Kultur. Auf den Spuren, zumindest im Geiste, der originalen Rallye Paris–Dakar.

    Von Luca Medaglia | 24 April 2024 | 1 min
    Motorrad: Beta RR 390
    Kilometer: 1.200 km
    Schwierigkeit: Mittel, einfach für erfahrene Enduro-Fahrer
    Dauer: 8 Tage
    Jahreszeit: Oktober
    Wetter: Durchgehend sonnig
    Temperaturen: 15°C - 30°C
    Erforderliche Ausrüstung: Offroad-Bekleidung mit Helm und technischen Enduro-Stiefeln, atmungsaktive Unterwäsche, Rucksack mit Trinkbeutel
    enduro marocco

    Luca Medaglia

    Der Autor

    Ich bin 1976 geboren und fahre seit meinem 14. Lebensjahr Motorrad. Mein ganzes Leben lang bin ich mit Sport- und Supersportmotorrädern über die Straßen ganz Italiens gefahren, bis mich 2020 einige Freunde in die Welt der Motorrad-Rallyes einführten. Von da an übten Orte, die mit dem Straßenmotorrad nicht zu erreichen waren, eine zunehmend stärkere Anziehungskraft auf mich aus und der Rallye-Spirit wurde zu einem festen Bestandteil meines Lebens. Eine perfekte Ergänzung zu meiner anderen Leidenschaft: die Berge in all ihren Formen und die Erkundung der entlegensten Länder der Erde. 

    „Wir bitten um Ihre Aufmerksamkeit. Das Boarding für den Royal Air Maroc-Flug nach Casablanca beginnt in Kürze. Die Passagiere werden gebeten, ihre Bordkarte und ihren Ausweis bereitzuhalten.“ 

    Ein Jahr ist nun vergangen, seit ich meinem Freund Pietro am Telefon mitgeteilt habe, dass ich meinen Traum verwirklichen und leben möchte. Ein Traum, der mich seit meiner Kindheit begleitet und jedes Mal befeuert wurde, wenn ich jene Helden beobachtete, die tagelang auf ihren Motorrädern mitten im Nirgendwo unterwegs waren: ein Traum namens Wüste. 

    Es dauerte nur wenige Sekunden, um eine Antwort zu bekommen: „Meine Koffer sind gepackt, mit wem wollen wir aufbrechen?“ Auch meine Antwort ließ nicht lange auf sich warten, denn ich hatte bereits mit einem Mitarbeiter des Reiseveranstalters „Avventure nel Mondo“ gesprochen, der mich an ihren Guide verwiesen hatte, der abenteuerlustige Motorradfahrerinnen und Motorradfahrer in die marokkanische Wüste begleitet. 

    „Frodo, hör zu, ein Freund von mir und ich möchten bei der ersten von dir geführten Tour dabei sein, sobald ihr im Oktober eure Aktivitäten wieder aufnehmt. Wir reservieren also und sehen uns dann im Oktober!“ Wer ist Frodo? Frodo ist ein Tourguide, wie er im Buche steht. Ich werde später mehr von ihm erzählen, denn ich glaube, Leute wie ihn gibt es nur wenige auf der Welt. 

    Noch sind alle sauber. Ich bin bereit, loszufahren.
    Noch sind alle sauber. Ich bin bereit, loszufahren.

    Doch zurück zu unserer Reise. Nachdem wir Malpensa verlassen und den Rest der Gruppe am Flughafen von Casablanca getroffen haben, müssen wir einen weiteren Flug nach Ouarzazate nehmen. Wir sind zu elft und ein bunt zusammengewürfelter Haufen: zwei Brüder aus Genua, Antonio und Giorgio, zwei waschechte Toskaner, Leonardo und Massimiliano, die beiden Venezianer Andrea und Marco, Emanuele aus Mailand, Giampiero aus der Romagna und schließlich unser Koordinator und Experte Ruggero. Das hört sich zwar wie der Beginn eines Witzes an, doch Pietro und ich werden bald verstehen, was für ein Glück wir hatten, in dieser Gruppe gelandet zu sein. 

     

    Vor den Toren der Wüste: Das Abenteuer in Marokko beginnt 

    Die Stadt Ouarzazate, auch „das Tor zur Wüste“ genannt, lockt mit ihrem schönen und zum Glück hervorragend erhaltenen historischen Viertel und alten, heute nicht mehr genutzten Filmsets. Von hier aus öffnet sich der Weg ins Dadestal, wo der Fluss im Laufe der Jahrtausende eine beeindruckende Schlucht gegraben hat. Ein Schauspiel aus rötlichem Gestein, das in den Stunden vor Sonnenuntergang eine einzigartige Farbe annimmt. 

    Wir kommen spät in der Nacht im Hotel an und gehen direkt schlafen. Nach einer kurzen Nacht müssen wir früh aufstehen, um unser Abenteuer zu beginnen. Nach dem Frühstück mit marokkanischem Minztee (der uns während der gesamten Reise begleiten wird, bei wirklich jeder Pause und zu jeder Tageszeit), Msemmen (ein Brot, das vage an Crêpes erinnert), Honig und Marmelade kleiden wir uns so, dass wir jedem Profi-Dakar-Fahrer Konkurrenz machen würden, und machen uns dann zu Fuß auf den Weg zum Hauptsitz der Agentur. Wir sind alle perfekt ausgerüstet, bis auf den armen Giorgio: Sein Gepäck ist verloren gegangen und nun muss er sich mit den verschiedenen Kleidungsstücken begnügen, die wir als Reserve dabei haben und ihm leihen. 

    Die ersten Dünen, die Freude ist grenzenlos
    Die ersten Dünen, die Freude ist grenzenlos

    Auf den Straßen von Ouarzazate herrscht ein reges Treiben: verbeulte Mopeds, alte, klapprige Autos, Menschen zu Fuß mit Karren und Tieren... Das Flugzeug hat uns – wie eine Zeitmaschine – mindestens fünfzig Jahre in die Vergangenheit versetzt. Und dann die Gerüche in den Gassen, oder besser gesagt, die Düfte... Düfte, die nur schwer definierbar sind. Es ist diese Art von Duft, der uns tief im Inneren berührt und uns in einen Traum versetzt – ein Traum, der Wirklichkeit wird und den ich nun wirklich zu leben beginne. 

    Zwölf nagelneue Beta 390 Enduros warten auf uns, gemeinsam mit unserem Guide Frodo. Sein Ruhm eilt ihm voraus: Ein kleiner Toskaner, ungekämmtes Haar und wilder Bart, eine Haut so hart wie die eines Wildschweins und ein großes Herz. Ich bin mir sogar sicher, dass er aus einer direkten Konfrontation mit einem Wildschwein siegreich hervorgehen und dieses am Spieß landen würde. Er ist in seinen Vierzigern und durchquert seit seinem zwanzigsten Lebensjahr die Wüsten der Welt. Kurz gesagt, eine Garantie. 
     

    Zwischen Bergen aus rotem Gestein, auf der Jagd nach den marokkanischen Dünen 

    Die Straße, die von Ouarzazate wegführt, ist mittlerweile leider komplett asphaltiert. Es fühlt sich an, als befände man sich auf einer jener endlosen Geraden in den Wüsten Amerikas, die man aus Filmen kennt, wenn sich der Blick am Horizont verliert. In meinen Gedanken frage ich mich immer wieder: „Und wo beginnen die Dünen, und wo beginnen die Dünen?“. Plötzlich stellt sich Frodo auf dem Motorrad auf, schwenkt nach rechts und verlässt den Asphalt. Ich hatte bereits gehört, dass Marokko steinig ist, und tatsächlich beginnt sofort ein wilder Tanz zwischen Steinen aller Art und Größe.  

     

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    Ich bin aufgeregt, denn ich sehe die ersten Anzeichen dessen, was mich in den kommenden Tagen erwarten wird: Die typischen kargen, schroffen Berge und die schmalen Pfade, die ich schon oft in Reise-Dokus gesehen habe, werden nun langsam zu meiner Realität. Die sehr unebene, steinige Straße scheint kein Ende zu nehmen und stellt uns auf eine harte Probe. Die Fahrt ist mühsam, doch überraschend temporeich. Wir fahren dicht zusammen und auch unsere Pausen, um ein paar Fotos zu machen, bringen uns nicht aus dem Rhythmus. Am Ende sind wir Touristen und nicht bei einer Wertungsprüfung: Wir genießen die außergewöhnliche und atemberaubende Landschaft, die uns Marokko bietet. 
     

    Meine Ausrüstung für die Motorradreise in Marokko: die richtige Bekleidung für eine Enduro-Tour in der Wüste 

    Es ist nicht übermäßig heiß, die Temperaturen liegen bei etwa 30 Grad. Doch das Tempo, die Emotionen und die erforderliche Konzentration (man muss sehr vorsichtig sein, wo man die Räder hinsetzt) führen dazu, dass ich anhalten und meine Jacke ausziehen muss. Die Wahl der Kleidung für diese Reise durch Marokko war angesichts der extremen Temperaturschwankungen in der Wüste ein schwieriges Thema. Nach einigen Gesprächen mit den anderen Reiseteilnehmern hatte ich mich schließlich für einen klassischen Adventure-Touring-Anzug entschieden:  

    Zu meiner Stärkung zwischendurch habe ich außerdem einen Rucksack mit einem Trinkbeutel, Nahrungsergänzungsmittel für den Elektrolythaushalt, Energy-Gele und verschiedene Riegel mitgebracht (was sich am Ende als sehr gute Entscheidung herausstellen sollte!). 

    Oase inmitten der trockenen Steinwüste
    Oase inmitten der trockenen Steinwüste

    Ein Sternerestaurant inmitten von Palmenhainen  

    Die Schönheit, die sich von nun ab vor meinen Augen entfaltet, ist entwaffnend: entlegene Dörfer mitten im Nirgendwo, Palmenhaine, staubige Pfade, die rötlich gefärbte Berge hinauf und hinunter führen. Wir kommen an einem Dorf vorbei, in dem das Leben vor einem halben Jahrhundert stehen geblieben zu sein scheint, und halten an. Es ist voller Imbissstände und Menschen, die – gekleidet wie zu längst vergangenen Zeiten – an Tischen sitzen, Tee trinken und Datteln essen. Auch der beste Filmarchitekt hätte einen solchen Straßenzug nicht besser gestalten können. 

    Die drei von Einheimischen gefahrenen Jeeps, die uns zu unserer Unterstützung folgen und unser gesamtes Gepäck sowie alles Notwendige für den Aufbau unserer Lager transportieren, warten unter einer Palme geparkt: Sie haben bereits unseren Tisch aufgebaut, für das erste improvisierte Restaurant unseres Urlaubs. Improvisiert – aber zehn Sterne wert! Drei Campingtische, Stühle und diverse Leckereien. Was für ein Spektakel! Das Essen wird vor Ort mit zwei Campingkochern zubereitet und ist exquisit. Uns wird eine bunte Auswahl serviert, von gemischtem Salat über Sardinen aus der Dose bis hin zu Nudeln und Obst. Alles schmeckt köstlich, und das Ambiente trägt seinen Teil dazu bei. 

    Wir unterhalten uns ein bisschen, machen ein kurzes Nickerchen und schon ist es Zeit, erneut aufzubrechen: Ziel unseres ersten Abendlagers ist Foum Zguid. Die Strecke ist immer noch sehr steinig und die Dünen sind noch lange nicht in Sicht. Doch ich vermisse sie nicht, denn ich fühle mich wie auf dem Mond: Auch so ist die Landschaft schlichtweg magisch. Nur eine Herde Dromedare, die hinter einer Oase auftaucht, erinnert mich daran, dass ich in Marokko bin.

     

    Die erste Nacht im Zelt in der marokkanischen Wüste 

    Wir erreichen das Camp. Die kleinen Zwei-Personen-Zelte und die beiden großen Zelte, Küche und „Esszimmer“, sind bereits aufgebaut. Und das wird auch die folgenden Abende so sein. Auch ein vorzüglicher Aperitif bestehend aus Tee, Keksen und Popcorn steht schon für uns bereit. Jedes Mal alles fertig vorzufinden, ist definitiv ein Luxus – vor allem wenn ich an meine Idole aus der Rallye Dakar in der Kategorie Malle Moto denke, die sich am Ziel jeder Etappe selbst um die Wartung ihrer Motorräder kümmern müssen, bevor sie sich ausruhen können.  

    Der unangefochtene Star der marokkanischen Küche ist die Tajine, ein Hauptgericht, das langsam in einem geschlossenen Tontopf gegart wird und in verschiedenen Varianten existiert: mit Fisch, Lamm, Rind, Huhn oder Gemüse. Während der gesamten Reise wird sie die Protagonistin unserer Abendessen sein, zusammen mit Eiern und Oliven. Eier und Oliven überall und in großen Mengen, auch zum Frühstück. 

    Die Sonne schenkt uns einen farbenprächtigen Sonnenuntergang, als sie hinter den von der Zeit erodierten Bergen untergeht, und taucht die uns neugierig betrachtenden Dromedare in ein warmes Licht. Das Abendessen ist ausgezeichnet und unser Lachen, unsere Gespräche über den Tag und der Himmel voller Sterne machen den Moment perfekt. Unser früher gelebter Alltag rückt in den Hintergrund: Die marokkanische Wüste beginnt unser Herz zu verzaubern.

    Die Nacht in der Wüste ist magisch
    Die Nacht in der Wüste ist magisch
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    TCX Comp Evo 2 Michelin®

    Zertifizierte Motocross- und Enduro-Stiefel. Entwickelt für maximalen Schutz und optimalen Halt des Knöchels.

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    Erg Chigaga, die ersten Dünen meines Lebens 

    Wir gelangen in das Draa-Tal: Wir sind vor den Toren der Sahara! Ich bin aufgeregt, wir fahren mit unseren Motorrädern auf den gleichen Strecken wie jene Helden, die mich dazu gebracht haben, mich auf diese Reise zu begeben. Wir fahren über den ausgetrockneten Iriki-See, durch die Wüste und grenzenlose Weiten. Wir sehen aus wie Gazellen, die verstreut in der Savanne herumlaufen, einige nach rechts, andere nach links, und gegenseitig auf sich aufpassen. Die eigentliche Schwierigkeit besteht darin, das Handgelenk nicht ständig in einer gedrehten Position zu halten, denn der kleinste im Sand verborgene Stein würde uns auf den Mond katapultieren. 

    „Das ist alles wirklich schön, Frodo, aber ich will endlich zu den Dünen!“  
    “Immer mit der Ruhe, die werden schon noch kommen.“ 

    Erg Chigaga, eine gigantische Sandwüste mitten im Nirgendwo, mit Dünen, die uns Anfängern riesig erscheinen (Frodo versichert uns, dass es sich um „kleine“ Dünen handelt, nicht mehr als 100 Meter, ich wage mir also nicht vorzustellen, was eine große Düne ist, mit 500 oder mehr Metern). Er beginnt, mit seinem Motorrad zu tanzen und Linien zu ziehen, wie es ein Skifahrer abseits der Piste im Neuschnee tut. Ich bin hier, ich bin auch hier, und auch ich tanze; es ist ein Gefühl, das ich nicht wirklich beschreiben kann, aber ich hoffe, dass sich so das Paradies anfühlt. Ich lache unter meinem Helm, dann weine ich, und dann lache ich wieder. 

    Wir stehen alle in einer Reihe auf dem Kamm einer Düne, nehmen unsere Helme ab und fühlen uns wieder wie Kinder. Wir umarmen uns, schütteln uns die Hände und setzen uns hin, um die Weite zu betrachten, die sich vor uns auftut. Ich nehme das Motorrad und steuere die höchste Düne an. Oben angekommen stelle ich das Motorrad ab, mit dem Hinterrad tief im Sand, und setzte mich daneben, um den unendlichen Ozean zu bewundern, von dem ich immer geträumt habe. Ich weine. Vielleicht weinen auch die anderen vor Glück unter ihren Helmen – oder haben es getan: Wir sind nicht mehr nur einfache Teilnehmer einer Reise, wir sind ihre Protagonisten. 

    Eine unbeschreibliche Emotion
    Eine unbeschreibliche Emotion

    Wir beginnen erneut zu tanzen, aber es ist nicht so einfach, wie ich erwartet hätte; nicht so sehr wegen der Konsistenz des Sandes, sondern weil man verstehen muss, wo die Düne endet. Man muss wirklich sehr aufpassen, da man sonst riskierst, plötzlich keinen Boden mehr unter den Rädern zu haben und Dutzende von Metern zu fliegen, mit sicherlich katastrophalen Folgen. Deshalb folgen wir auf dem Weg zu unserem neuen Camp alle sehr gewissenhaft den Bahnen unseres Guides. 

     

    Auf dem Weg zur Mhamid-Oase und Begegnung mit dem berühmt-berüchtigten Fech Fech 

    Wir schlafen buchstäblich mitten in der Wüste, in den Dünen. Einige aus unserer Gruppe beschließen, nicht im Zelt, sondern unter dem Sternenhimmel zu schlafen – wer braucht da schon ein Luxushotel? Hier ist die Luftfeuchtigkeit sehr gering, mit einem guten Schlafsack kann man problemlos auch ohne ein Dach über dem Kopf die Nacht verbringen. 

    Ich habe noch nie einen vergleichbaren Sonnenaufgang gesehen: Die aufgehende Sonne taucht die Dünen und die Wüste in eine Farbe, die auf keiner Farbpalette zu finden ist. Ich ziehe mich an, nehme das Motorrad, fahre erneut auf die höchste Düne hinauf und beginne, mit meinen Augen und meinem Geist diesen Moment einzufangen, den ich nie vergessen werde. Die anderen kommen nach und schweigend lassen wir unsere Blicke schweifen. Wir sehen uns voller Staunen in die Augen und spüren unsere Emotionen, die uns verbinden. Wir fühlen uns wie eine Einheit – und das nur wenige Tage nachdem wir uns kennengelernt haben. 

    Wir machen uns auf den Weg zur Oase M’hamid und nach weiteren Dünen beginnt sich die Landschaft zu verändern. Wir sehen nun auch Felsformationen und Sandzungen: Es ist die Zeit des Fech Fech. Fech Fech ist ein feiner Staub, der aus der Verwitterung von lehm- und kalkhaltigen Böden entsteht. Er ist für Kraftfahrzeuge heimtückisch, da diese auf einem solchen Untergrund leicht einsinken können. Für uns heißt das gleichmäßig Gasgeben, Arme locker halten und der Spaß beginnt. Es fühlt sich an, als wäre man auf einem endlosen Singletrail unterwegs, mit Kurven, Neigungen, Sprüngen und Schikanen, und das mitten im Nirgendwo... was für ein Vergnügen! Ich könnte endlos so weitermachen. 

     

    Das Lächeln der Kinder, eine Bereicherung auf jeder Reise 

    Von Sidi Ali geht es weiter nach Ramlia und Ouzina. Ich staune darüber, wie hier immer wieder aus dem Nichts Häuser auftauchen – auch wenn die Bezeichnung Haus in vielen Fällen wohl eine Übertreibung wäre. Dörfer, die viele Stunden entfernt von der Zivilisation liegen, oft ohne Wasser und Strom. Es leben dort auch Kinder: Kinder, die nicht viel haben, die barfuß und mit schmutzigen und zerrissenen Kleidern herumlaufen und nicht einmal einen Bruchteil unserer Annehmlichkeiten besitzen. Wenn sie uns aus der Ferne kommen hören, beginnen sie, aufgeregt, durch den Staub zu rennen, nur um uns zu begrüßen, mit uns einzuschlagen oder uns nach einem Wheelie zu fragen. 

    Ich habe die Wünsche aller erfüllt: Entweder wurde ich langsamer, streckte meine Hand aus und schlug mit ihnen ein, oder ich stellte mich aufs Hinterrad auf. Ich weiß noch gut, wie ich als Kind Motorradfahrer nach denselben Dingen gefragt habe und Sportwagenfahrer gebeten habe, Gas zu geben. Wenn Sie meinen Wünschen nicht nachgekommen sind, war ich jedes Mal bitter enttäuscht. Ich schenke den Kindern ein Extra-Lächeln und etwas, mit dem sie noch den ganzen Tag vor ihren Freunden prahlen können. 
     

    Die Dünen von Erg Chebbi in Merzouga: das Mekka der Rallye-Fahrer 

    Wir kommen recht früh in Merzouga an. Wir haben Zeit für einen Tee oder eine Cola in einem Lokal, in dem traditionelle Musik mit Trommeln gespielt wird, auch weil wir bis zum Nachmittag warten müssen, um das Paradies zu betreten. Erg Chebbi in der Nähe von Merzouga ist berühmt, weil alle Fahrer hierher kommen, um zu trainieren: Die Dünen sind gigantisch und das Gebiet ist riesig, aber nicht zu groß. Dieser Erg ist wie ein Spielplatz, wie gemacht für uns Offroad-Enthusiasten. Von einem Ende zum anderen sind es nicht allzu viele Kilometer, man kann viel Spaß haben – und im Falle von Schwierigkeiten kann man die Zivilisation vermutlich ohne große Probleme erreichen. 

    Kinder in Ramlia, die uns Halsketten und kleine Souvenirs zum Verkauf anbieten
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    Wir fahren hinein und Frodo beginnt erneut zu tanzen. Ich fühle mich wie auf einer Achterbahn, das Motorrad widersetzt sich dem Gesetz der Schwerkraft und bringt mich überraschenderweise bis an den höchsten Punkt der Düne. Dabei bezwinge ich Sandhänge, wie ich sie nie erlebt habe. Wir erobern die Wüste, voller Enthusiasmus und Experimentierfreude. Oft stürzen wir und bringen uns in Situationen, denen es an Komik nicht mangelt. Die Dünen sind alles andere als gastfreundlich und hinterlassen bei einigen von uns ihre Spuren, sogar an den Rippen. Doch wir sind Motorradfahrer und ertragen stoisch den Schmerz oder tun ihn mit einem kurzen „Ist nicht so schlimm“ ab. Nach unserer Tour kehren wir als Helden ins Camp zurück. Hier haben unsere persönlichen Engel bereits alles vorbereitet. Wir zünden ein Feuer an und fühlen uns wie echte Beduinen. 

     

    Auf den Atlas 

    Wir setzen unser Abenteuer in der marokkanischen Wüste in Richtung Tourza fort: Jetzt ändert sich die Landschaft schnell. Gewundene, steinige Straßen führen uns zwischen kargen Bergen und Pässen auf und ab. Manchmal treffen wir auf einsame Reisende, die tagelang wandern müssen, um auch nur einen Hauch von Zivilisation zu erreichen. Wir fahren durch staubige Dörfer mit Lehmhäusern, vorbei an üppigen Palmenhainen mit Wasserkanälen, die Landwirtschaft ermöglichen. Oft ist die Moschee hier der einzige moderne und gut erhaltene Bau. 

    Die Auffahrt auf den Atlas beginnt und unser Guide erhöht das Tempo erheblich. Mittlerweile hat er verstanden, dass unsere Gruppe gerne Gas gibt. Ich fühle mich fast wie beim berühmten Pikes-Peak-Rennen. Ich lache, denn Trubel lässt mich unter dem Helm über beide Ohren grinsen. 

    Mein Freund Pietro und ich am Ziel unserer Abenteuertour
    Mein Freund Pietro und ich am Ziel unserer Abenteuertour

    Glücklicherweise erreichen wir alle unversehrt Ikniouen, einen Ort am Fuße des großen Jbel Saghro, der mit seinen 2595 Metern die östliche Grenze markiert. Wir halten für den üblichen Minztee und Cola an, und wie immer sind wir von neugierigen Menschen und Kindern umgeben. Die Menschen hier unterscheiden sich stark von jenen, dir mir bisher auf der Reise begegnet sind: Sie haben große, deutlich enger beieinander stehende Augen, ihre Haut weist die typische Bergbräune auf und sie sind in ihrer Art sehr zurückhaltend. Sie erinnern mich ein wenig an die Menschen in Nepal, die ich auf einer meiner Reisen kennenlernen durfte. 

     

    Zurück in Ouarzazate, die Rückkehr zur Normalität und das Ende unserer Marokko-Reise  

    Unsere Marokko-Reise neigt sich dem Ende zu: Wir fahren in das Dadestal und nehmen eine der wohl schönsten Asphaltstraßen der Welt: An den Hängen sehen wir Dörfer, die sich perfekt mit der braunen Farbe der Erde verbinden, die mit dem satten Grün und dem Blau des Wassers kontrastiert. Wir passieren das Tal der Rosen, wo der „berühmte Nektar“ gewonnen wird, und fahren dann weiter auf Asphalt in Richtung Ouarzazate, unserem Startpunkt. 

     

    Es sind acht Tage vergangen. Acht Tage, in denen meine Augen, mein Herz und mein Geist mit Emotionen, Farben, Bildern und Erinnerungen gefüllt wurden, die für immer bleiben werden. Das eigentliche Glück war jedoch, all dies mit einer eingeschworenen und bunt gemischten Gruppe teilen zu können, die unzertrennlich zusammenhielt und die Reise in ein echtes Abenteuer verwandelte. Denn eine Reise beginnt nicht in dem Moment, in dem wir aufbrechen, und endet auch nicht in dem Moment, in dem wir unser Ziel erreichen. Sie fängt schon viel früher an und hört nie auf; in unserem Kopf laufen die Erinnerungen auch dann noch weiter, wenn wir schon längst angekommen sind. Es handelt sich um das Reisevirus, eine altbekannte Krankheit, für die es aber immer noch kein Heilmittel gibt. Vielleicht heißt diese Krankheit für mich jetzt Sehnsucht nach Afrika. 

    Erforderliche Ausrüstung

    casco adventure agv

    Adventure-Helm

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    Belüftete Jacke

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    Belüftete Hose

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    Handschuhe aus Stoff

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    Off-Road-Stiefel

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    Rückenschutz

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    Technische Unterwäsche

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