"Mein Name ist Francesca, ich bin 33 Jahre alt, und als ich im Juli 2020 zum ersten Mal Motorrad fuhr, sagte ich zu mir selbst: Auf diesen zwei Rädern werde ich weit herumkommen, und seitdem ist jede Schwierigkeit, jede Ungewissheit und jedes neue Lernen zu einem Abenteuer geworden. Ich liebe es, mich in Situationen zu begeben, die mir zunächst Angst machen, mich immer wieder neu zu erfinden, ich hasse Vorurteile und, wenn Leute mir sagen, dass ich etwas nicht kann oder nicht darf, bin ich stur und mache am Ende alles auf meine Weise, auch wenn ich es nicht kann. Im Jahr 2021 konnte ich aufgrund der Covid-Beschränkungen nicht nach Zentralasien fahren. Ich werde es so bald wie möglich wieder versuchen. Doch wie im bekannten Gedicht von Kavafis hat mir die lange Reise nach Ithaka viel Glück beschert, obwohl ich im Endeffekt nicht am Ziel angekommen bin.
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Dies ist die Geschichte meiner ersten Motorradreise im Sommer 2021. Bereits im November 2020 plante ich sie in meinen Träumen, als ich gerade erst meine provisorische Fahrerlaubnis in der Tasche hatte. Damals war die Hoffnung groß, dass die Grenzbeschränkungen gelockert werden würden, doch leider wurde ich bald mit der harten Realität in den immer noch stark von Covid betroffenen zentralasiatischen Ländern konfrontiert.
Ich träumte davon, den Iran zu durchqueren und die endlosen Berge Zentralasiens zu erreichen, wohl wissend, dass es eine sehr anstrengende Reise werden würde. Aber das war es, was mich wahnsinnig reizte, eine neue Herausforderung, um mich selbst auf die Probe zu stellen und außergewöhnliche Orte auf dieser Erde zu entdecken.
Das Motorrad katapultiert einen mitten ins Geschehen, und es gab Zeiten, in denen ich mich gefragt habe, ob es das Motorrad war, das mich auf bestimmte Straßen führte, oder ob ich es war, die uns auf die Probe stellen wollte.
Ich habe mich für die Yamaha Ténéré 700 entschieden, die extrem zuverlässig, auf langen Strecken komfortabel und in ihrem natürlichen Lebensraum abseits befestigter Straßen ein wahres Biest ist.
Die Reise dauerte 51 Tage, in denen ich 11.000 unvergessliche Kilometer zurücklegte. Sie begann in Friaul-Julisch Venetien (Italien) und führte durch Slowenien, Kroatien, Serbien, Mazedonien, Bulgarien, die Türkei, Georgien und über Zentralanatolien zurück nach Italien.
Das Wissen um das richtige Gepäck, das ich mir dank früherer Fehler bei Solo-Rucksackreisen in Südostasien und beim Trampen in Europa angeeignet hatte, erwies sich jetzt mehr denn je als nützlich. Dank einem Stück Marseiller Seife musste ich nur drei Garnituren Unterwäsche mitnehmen. Ich wusste nämlich, dass ich alle paar Tage vor dem Einschlafen meine Wäsche im Hotelwaschbecken waschen würde, selbst wenn ich mich vor Müdigkeit kaum noch auf den Beinen halten konnte.
Aus meteorologischer Sicht erlebte ich einen Wechsel aus heißem Klima und Passagen im Hochgebirge mit Temperaturabfällen und möglichem Regen, insbesondere in Richtung Kaukasus, in Zentralanatolien und schließlich auf der Rückfahrt durch die Balkanländer im Herbst.
Ich habe mich für ein Dainese-Outfit mit Protektoren entschieden: Air Tourer Lady-Jacke und Drake Super Air Lady-Hose, eine außergewöhnlich belüftete Kombi für heiße Klimazonen und mit der fantastischen Möglichkeit, sich noch besser vor Kälte zu schützen, indem man sie mit einem Reißverschluss zum Einteiler umfunktioniert und die winddichte Membran in die Jacke einfügt. TCX Lady Tourer Stiefel, die auf der Reise zu einer zweiten Haut wurden und die auch beim Gehen unerwartet bequem waren. Damen-Sommerhandschuhe von Yamaha; im Laufe der Reise fand ich heraus, dass auch ein Paar gepolsterte Winter-Motorradhandschuhe nie fehlen dürfen. Ein zweiteiliger, faltbarer, wasserfester Anzug von Dainese, ein wertvoller Layer, der zusammengefaltet und in der Tasche verstaut nur wenig Platz einnimmt.
Für kalte Klimazonen hatte ich ein Thermoshirt, einen Nackenwärmer, eine wattierte Unterjacke und einen warmen Sweater dabei. Doch als ich nach Doğubeyazıt, an der Grenze zwischen der Türkei und dem Iran kam, wo man diese Art von Waren zu sehr niedrigen Preisen kaufen kann, musste ich aufstocken und kaufte eine Fleecejacke, eine Thermohose und -socken sowie eine Sturmhaube.
Die Entscheidung für den AGV AX9 Integralhelm anstelle eines modularen Helms hat sich aus zwei wesentlichen Gründen bewährt: dem breiten Visier und seiner extremen Leichtigkeit. Darüber hinaus ermöglichen die beiden Öffnungen bei Bedarf eine gute Belüftung. Zum Musikhören, Telefonieren, Aufnehmen von Fotos und 4K-Videos unterwegs oder zum Aufzeichnen von Audionotizen habe ich ein Sena 10C EVO in den Helm montiert. Außerdem hatte ich eine GoPro 9 und eine Insta 360 hinter dem Sattel auf einer selbstgebastelten Halterung, erfunden von meinem Partner, mit dem ich gereist bin – er am Steuer seines 53er Willys.
Am Motorrad habe ich zwei Original-Aluminium-Seitenkoffer von Yamaha, den Motorschutz und den Tankschutz montiert. Scorpion Rally STR Pirelli-Reifen, den Hinterreifen habe ich am Ende der Reise ersetzt. Quadlock am Lenker mit drahtlosem Ladegerät und Antivibrationsmodul, um fliegende Kabel zu vermeiden und das Telefon schnell an- und abstecken und als Navi verwenden zu können. Ich habe eine Staubschutzkappe in die Mobiltelefonbuchse gesteckt.
Bei der Navigation habe ich mich für die maps.me-App entschieden, die vor allem in der Türkei und in Georgien Google Maps vorzuziehen ist und auch für die Suche nach Offroad-Strecken mit der Fahrradoption nützlich ist. Einfach die gewünschte Karte herunterladen, wenn eine Verbindung besteht, dann kann man sie offline nutzen.
Da ich einen Ersatz-Hinterreifen zu Hause hatte, entschied ich mich dafür, ihn mitzunehmen, und packte eine Motea Reisetasche mit einziehbaren Schultergurten hinein, die ich mit einer Gepäckspinne am Rahmen befestigte. Der Reifen war auf dem Beifahrersitz festgeschnallt und ragte teilweise über den rechten Koffer hinaus, in dem sich das befand, was ich nur im Notfall brauchen würde: Ersatzteile für das Motorrad, darunter zwei Schläuche und warme Kleidung/Regenkleidung, die ich in der zweiten Hälfte der Reise durch Sommerkleidung ersetzte. Meine Kleidung, meine Wasserflasche und meine Video-/Fotodatenträger waren in meinem Rucksack und im linken Koffer untergebracht, den ich jeden Abend bei der Ankunft im Hotel abnahm.
Ich schlief immer im Hotel zu sehr günstigen Preisen, und ein Teil des Frühstücksbuffets wurde zu meinem Mittagessen für unterwegs in einer Tupperdose, die ich jeden Abend mit Marseiller Seife auswusch.
Für die Länder, die ich durchquerte, musste ich kein Visum beantragen und brauchte auch kein Carnet de Passage, das vom ACI ausgestellte Zolldokument für die vorübergehende zollfreie Einfuhr meines Fahrzeugs ins Land, das im Iran erforderlich gewesen wäre.
Man braucht den internationalen Führerschein, die persönlichen Ausweisdokumente und die Fahrzeugpapiere. Für den Zeitraum, in dem ich reiste, war außerdem ein Impfausweis/PCR-Test nötig (nur in Georgien brauchte ich den Impfausweis und einen negativen PCR-Test). In Mazedonien, der Türkei und Georgien (Länder, die nicht von meiner Versicherungskarte abgedeckt werden) habe ich direkt an der Grenze eine Versicherung für 50, 15 bzw. 50 Euro abgeschlossen.
Lokale Sim-Karten kann man ganz einfach in einem der vielen Geschäfte der örtlichen Telefongesellschaften gegen Vorlage des Reisepasses erwerben. In der Türkei, insbesondere in Kleinasien, lohnt es sich aufgrund der Fülle der zu besuchenden Stätten, einen Museumspass zu kaufen, der für verschiedene Zeiträume erhältlich ist.
Vor Juli 2020 war ich noch nie Motorrad gefahren, im Dezember 2020 habe ich meinen Führerschein gemacht. Anfang Juni 2021, als ich gerade meine Übungsfahrten mit der Ténéré gestartet hatte und Offroadkurse belegen wollte, habe ich mir den linken Fuß gebrochen. Die Rehabilitation war ein Wettlauf mit der Zeit, Ende Juli konnte ich immer noch nicht das Kupplungspedal im Auto treten, aber ich bin wieder aufs Motorrad gestiegen: Die anfängliche Angst verwandelte sich in pure Begeisterung. Es war Zeit, loszufahren.
Alle Geländestrecken, die ich auf der Reise gefahren bin, waren reine Improvisation, ich wusste nichts, aber das habe ich nach meiner Rückkehr nachgeholt.
Und so begann die Reise am 11. August in Cervignano del Friuli mit der ersten Tankfüllung in der Nähe des Mirenpasses in Slowenien. Die Aufregung zu Beginn einer so langen Motorradreise löst ein flaues Gefühl im Magen und Herzklopfen aus, die Ténéré spult Kilometer um Kilometer auf dem Asphalt herunter, während ich mit Angst und Spannung kämpfe, in einem improvisierten Tanz auf der Straße, der zu meiner Fahrschule wird.
Die Ausreise aus Slowenien und die Überquerung der kroatischen Grenze gehen schnell vonstatten. Nach 520 Autobahnkilometern erreiche ich am Abend die Stadt Županja an der Save, an der Grenze zu Bosnien und Herzegowina und Serbien. Da ich nur einen Steinwurf von der serbischen Grenze entfernt schlafe, kann ich am nächsten Tag durch Serbien fahren, um nach Mazedonien einzureisen. Dabei muss ich die Höchstgrenze von 12 Stunden für die Durchreise einhalten, die denjenigen gewährt wird, die nicht im Besitz eines vom Land anerkannten Impfausweises oder eines PCR-Tests sind.
Ich überquere auch schnell die Grenze zwischen Serbien und Mazedonien. Bei der Einreise nach Mazedonien muss ich, da dies nicht in meiner Versicherungskarte enthalten ist, eine Versicherung für das Fahrzeug abschließen. Die Formalitäten erledigt man in einem Büro direkt an der Grenze. Man zahlt 50 Euro in bar und erhält die Karte, die man braucht, um seinen Pass wiederzubekommen, den der Grenzbeamte in der Zwischenzeit einbehalten hat. Es besteht ein großer Unterschied zwischen den strengen Vorschriften, über die ich zu Hause auf den verschiedenen Seiten der durchquerten Länder gelesen habe, und der Realität: Die angegebenen Informationen sind eher entmutigend, sodass man letztendlich überrascht ist, dass es so schnell geht.
Nach 560 km Autobahn komme ich in Vojnik in Nordmazedonien an, wo ich übernachte. Am nächsten Tag erreiche ich die Stadt Staro Nagoričane, wo ich die Ténéré parke und mich in den engen Gassen verliere, die mit Häusern und Fahrzeugen übersät sind, die dort schon seit langem zurückgelassen scheinen. Ich erreiche den Garten, in dessen Mitte die prächtige Georgskirche byzantinischen Ursprungs steht. Als ich durch das Portal gehe, erblicke ich ihre ganze Schönheit.
Ich fülle meine Wasserflasche am öffentlichen Brunnen hinter der Kirche mit frischem Wasser auf, nachdem ich meinen Kopf unter das Wasser gehalten habe, weil es unglaublich heiß war. Hier treffe ich Susan, eine einheimische Frau, deren Alter ich nicht einschätzen kann. Ihr frischer Geist steht im Gegensatz zu den Falten in ihrem Gesicht. Ich stelle fest, dass sie perfektes Englisch spricht, als ob sie erst gestern als 19-jähriges Au-pair-Mädchen in England gewesen wäre. Sie war sehr gesprächsbereit und hatte ein sehr nettes, offenes Lächeln. Susan heißt „wie die Sonne“, erzählt sie mir. Die Sonne strahlte also aus voller Kraft, bevor ich mich mit meinem Zweirad auf den Weg zur bulgarischen Grenze machte.
Schöne runde Kurven im Wechsel mit staubigen Straßen führen mich über den kleinen Grenzübergang nach Bulgarien auf der E-871. Auch hier wird der italienische Fußball sofort zum Gesprächsthema und gibt Anlass zu Gelächter, ich kann sogar von der kleinen Stadt erzählen, in der ich aufgewachsen bin: Udine. „Forza Udinese!“, gefolgt von „Ciao Francesca!“, grüßt mich der Beamte mit einem Lächeln.
Zum ersten Mal wird von mir neben dem üblichen Reisepass und der Motorradzulassung auch der Impfpass verlangt. Heute Nacht schlafe ich in der Kühle auf 1200 Metern im Tal des Rilska-Flusses, unterhalb des Rila-Massivs. Eine Kühle, die ich auf dem Weg ins glühend heiße Kleinasien wohl vermissen werde.
Der wichtigste „Treibstoff“ in Bulgarien ist das einheimische Frühstück aus frittierten Brötchen mit Marmelade, Baniza mit krümeligem Käse und dem hervorragenden kompakten bulgarischen Joghurt mit Honig. Der Tag beginnt mit einem Besuch des Rila-Klosters, dem größten des Landes und UNESCO-Weltkulturerbe, ein faszinierender Ort der Kunst und Kultur inmitten einer bergigen Landschaft mit Wäldern und Flüssen.
Hinter Rila kann man auf der Straße 107 nach Sofia in einem der Restaurants mit Tischen direkt an einem der Flüsse der Gegend anhalten und die lokale Küche probieren. Die Stiefel auszuziehen und die Füße in das kühle Nass zu tauchen, ist das reinste Vergnügen. Bulgarien ist eine Entdeckungsreise zu orthodoxen Klöstern, von denen einige sehr beliebt sind, wie z. B. das Kloster Rila. Andere sind hingegen halb verborgene Juwelen wie das Preobrazhenski-Kloster (Verklärung Christi) und das Kloster Drjanowo.
Die Festung Zarewez (weitgehend rekonstruiert) in Weliko Tarnowo ist ein Muss auf der Straße (der E85, die in die 5005 übergeht), die zum Fuß des Buzludzha führt, eine fliegende Untertasse auf einem Turm, der sich auf 1141 Höhenmetern befindet und auf dem ein roter Stern emporragt, alles aus Beton im Stil des Brutalismus gebaut. Im Jahr 1871 war dieser Ort als Tagungsort für den ersten Kongress der bulgarischen kommunistischen Partei gewählt worden. 1989, als der Zusammenbruch der Partei und des gesamten ehemaligen Sowjetblocks begann, wurde das Denkmal geschlossen. Heute wird es rund um die Uhr bewacht, damit die vor einigen Jahren begonnenen Restaurierungsarbeiten in den Innenräumen, die mit Mosaiken aus den 1970er Jahren bedeckt sind, durchgeführt werden können. Während ich mich am Fuße dieses verfallenen Kolosses im Brutalismus-Stil klein fühle, denke ich daran, wie vergänglich alles ist, egal wie großartig und prunkvoll es auch sein mag. Selbst noch so starke Betonfundamente können daran nichts ändern. Jedes Ideal, jede Macht, jede Epoche ist früher oder später einem Wandel ausgesetzt.
Ich stecke den Schlüssel ins Zündschloss und fahre die gerade, manchmal hypnotisierende Strecke entlang, die sich vor meinem Blick eröffnet. Meine Augenlider scheinen von der Hitze und der Müdigkeit, die ich verspüre, da ich seit über zehn Stunden auf dem Motorrad sitze, verklebt zu sein. Die untergehende Sonne dringt wie ein flammendes Geschoss in meinen linken Seitenspiegel ein, der erste blaue Wegweiser nach Istanbul erscheint zu meiner Rechten, ich bin noch anderthalb Stunden von der türkischen Grenze entfernt. Die Landschaft wechselt inzwischen von leuchtendem Grün zu strahlendem Gelb. Die Orte auf dem Landweg und mit dem Motorrad zu erreichen, ist ein außergewöhnliches Gefühl, mein Herz klopft, wenn ich daran denke, dass ich schon weiter gekommen bin, als ich es mir vorgestellt habe, und ich frage mich, was ich noch loslassen muss, damit der Tanz auf der Straße noch leichter wird.
Ich reise also in die Türkei ein, wie in Mazedonien schließe ich die Versicherung an der Grenze ab und schlafe in Edirne, wo ich am späten Abend beim Gebetsgesang des Muezzin ankomme, der von nun an den Ablauf der Tage in der Türkei kennzeichnen wird. Ein Muss in Edirne ist der Besuch der Selimiye-Moschee, dem Wahrzeichen der Stadt mit ihren vier 71 m hohen Minaretten.
Es ist an der Zeit, die Dardanellen mit der Fähre zu überqueren (die bald durch eine Brücke ersetzt wird, die die beiden Ufer miteinander verbindet), wobei man sich erst von den starken Windstößen und dann vom Chaos des verrückten Verkehrsstaus aus Autos, Geschrei auf Türkisch, Mopeds und Bussen befreien muss, der sich in der engen Straße am Eingang zur Anlegestelle bildet. Ich parke das Motorrad als Letzte und halte es den ganzen Weg über fest, die Fähre dreht langsam um und landet auf der anderen Seite der Türkei, in Çanakkale. Ein salziger Duft steigt mir in die Nase, ich bin die Letzte, die nach einer Reihe von Autos abfährt, die Räder des Motorrads drehen sich zum ersten Mal auf einem neuen Kontinent: Asien.
Nach der Besichtigung von Troja fahre ich auf unbefestigten Straßen weiter, die sich durch die Landschaft entlang der wunderschönen Halbinsel Biga ziehen. Ich halte an der Ausgrabungsstätte von Alexandria Troas, kühle mich mit einem Bad an der Küste ab und besuche das Heiligtum des Apollon Smintheus. Schließlich erreiche ich die Säulen des Athena-Tempels an der höchsten Stelle des Stadtberges von Assos und lasse mich auf der asphaltierten Straße vom blauen Meer am Horizont leiten, als wäre es ein Nordstern.
Am nächsten Tag besuche ich die auf einem Hügel gelegene Stadt Pergamon, wo durch das Gerben von Häuten erstmals eine Alternative zum Papyrus hergestellt wurde, die seitdem Pergament genannt wird.
Die Schönheit von Pergamon noch vor Augen fahre ich auf die Autobahn und gerate außerhalb von Izmir in einen kilometerlangen Stau, durch Tunnel, die wie die Pforten der Hölle aussehen, mit Dunstwolken aus heißer Luft von den Lastwagen, die langsam vorbeifahren. Ich empfehle dringend, sich Zeit zu nehmen und die äußere Umgehungsstraße als Alternative zu nutzen. Ich erreiche das Hotel in Selçuk und springe unter die Dusche, um den schwarzen Smog und den Staub des Tages abzuwaschen. Ich mag es, das schmutzige Wasser den Abfluss hinunterlaufen zu sehen, es ist, als würde ich eine weitere Haut loswerden, die ich nicht mehr brauche.
Nach dem Besuch von Ephesos, der prächtigen Hauptstadt des antiken Kleinasiens, fahre ich auf der D550 und dann auf der D525 zu einem Ort, der zwar wenig besucht, aber wunderschön ist: Magnesia, wo eines der am besten erhaltenen Stadien der antiken Welt steht. Es bot einst Platz für bis zu 30.000 Menschen und ist über eine unbefestigte Straße zwischen Feigen- und Olivenbäumen zu erreichen. Am Abend erreiche ich Milet, indem ich die Asphaltstraße durch Priene nehme. Die Kasse der Stätte ist jetzt geschlossen, aber da sie keine Tore hat, schenkt sie mir einen magischen, kostenlosen Besuch, bei dem nur der Mond die große Fläche mit Ruinen beleuchtet.
Am nächsten Morgen spaziere ich zwischen den riesigen Säulen des Apollo-Tempels in Didim und fahre dann auf der D525 und dann auf der D330 in Richtung Bodrum. Die perfekt asphaltierte, mehrspurige Straße bietet unvergessliche Ausblicke auf das Meer und die grünen Hügel. Vom Mausoleum von Halikarnassos, einem der sieben Weltwunder der Antike, sind nur noch die Ruinen der Grundmauern übrig. Einige seiner Steine wurden von den Johannitern zum Bau der Burg von Bodrum aus dem 15. Jahrhundert verwendet, die besichtigt werden kann und sich in der Nähe des Hafens befindet. Bodrum ist ein beliebtestes touristisches Ziel und die Preise sind hoch.
Es gibt zwei Möglichkeiten, die Halbinsel Datça von Bodrum aus zu erreichen: Die beste und schnellste ist die Fähre, die jedoch im Voraus gebucht werden muss, oder der Landweg über die D330, die D550 und schließlich die D400, die gut asphaltiert und breit ist und in Richtung der Halbinsel Datça dank der schönen Panoramen und der vielen Kurven eine aufregende Fahrt verspricht.
Um Knidos an der Spitze der Halbinsel zu erreichen, wo man die wunderschöne archäologische Stätte an der Küste besichtigen kann, fährt man auf einer kurvenreichen Asphaltstraße mit Panoramablick, die im letzten Teil schmal wird und steil zum Meer abfällt. Ein Halt an einer der fast menschenleeren Buchten mit glasklarem, türkis schimmerndem Wasser ist ein Muss.
Der nächste Stopp ist ein Besuch in Kaunos, einer gut erhaltenen archäologischen Stätte bei Dalyan, wo ich die Nacht zuvor schlafe und von wo aus ich dann mit meinem Motorrad die Fähre nehme, um in kurzer Zeit das andere Ufer zu erreichen und dann einer kurvenreichen Straße zu folgen. Auch die Königsgräber in den nahe gelegenen Felsen sind einen Besuch wert.
Am späten Vormittag nehme ich die malerische Küstenstraße D400, die in ihrem steilsten Abschnitt in den Golf von Fethiye zu stürzen scheint, einen der faszinierendsten Badeorte an der Ägäisküste. Lange Strände mit türkisblauem Meer wie aus dem Bilderbuch, umrahmt von den Bergen der Halbinsel, darunter der Babadağ, von dessen Gipfel aus man einen der spektakulärsten und einzigartigsten Gleitschirmflüge unternehmen kann. Den Gipfel erreicht man über eine asphaltierte Straße, die schwindelnd nahe am Abgrund entlangführt, aber breit genug ist, dass zwei Fahrzeuge passieren können. Oben warten ein Restaurant und ein außergewöhnlicher Blick auf den Golf, der durch die vielen Segel der Gleitschirmflieger gefärbt ist.
Ich fahre weiter entlang der türkischen Mittelmeerküste auf der D400, die asphaltiert und gut befahrbar ist. Kurven und Haarnadelkurven durchschneiden die hohen Felsklippen, die steil ins türkisfarbene Meer abfallen. Ich empfehle allen, die Badesachen bereitzuhalten und unterwegs einen erholsamen Boxenstopp einzulegen, denn hier wechseln sich lange weiße Strände mit versteckten, halb verlassenen Buchten ab.
Ich besuche Kekova, ein echtes Juwel. Auf dem Weg nach Antalya dann Chimaira und am nächsten Tag Perge und Aspendos, eines der am besten erhaltenen Theater der Antike, und schließlich die an der Küste gelegene Ausgrabungsstätte Anemurion bei Anamur (hier kann man im Meer baden, mit den Ruinen der antiken Stadt im Rücken). Um dorthin zu gelangen, fahre ich weiter auf der D400, hoch über dem Meer, mit scharfen Kurven und an einigen Stellen sehr stark befahren, auch wegen der Schwerfahrzeuge und der Tatsache, dass sie bis heute die einzige Verbindungsstraße ist.
Adana ist der Ausgangspunkt für den nächsten Tagesausflug zum faszinierenden und abgelegenen Ort Anavarza. Hier taucht plötzlich ein römisches Bogenmonument auf, nachdem man im Zickzack auf einer kleinen Straße durch ein Dorf mit niedrigen Häusern, Schafherden, Fuhrwerken, Traktoren und Mauern, hinter denen römische Relikte hervorlugen, gefahren ist. Anavarza ist immer noch fast vollständig unterirdisch, und man wandelt zwischen Säulen, deren Kapitelle aus dem Boden ragen. Am eindrucksvollsten ist der Blick von der Spitze des Felsens, wo an der Stelle der antiken Akropolis nun eine mittelalterliche Festung steht.
Bei Sonnenuntergang steige ich wieder auf das Motorrad und fahre, nur im Licht der Scheinwerfer, eine Straße entlang, die durch Dörfer und endlose Felder führt. Ab und zu ziehen ein paar Schafherden vorbei. Bei Osmaniye nehme ich die Autobahn Otyol-52 nach Gaziantep; die Alternative wäre auch hier die D400 gewesen, aber es war schon spät und so war mir die Autobahn lieber.
Ich besuche das prächtige Zeugma-Museum, das größte Mosaikmuseum der Welt, in dem die Mosaike der römischen Villen der Stadt Zeugma am Ufer des Euphrat, die ich später sehen werde, aufbewahrt werden. Der intensive Blick des Zigeunermädchens auf dem über 2000 Jahre alten Mosaik wird mir noch lange in Erinnerung bleiben; er erzählt mir viel über eine Vergangenheit, in der die Stadt eine Brücke zwischen Okzident und Orient war.
Entlang der D400 erreiche ich Şanlıurfa, eine magische und eindrucksvolle Stadt, in der man eine Atmosphäre atmet, die ganz anders ist als die Türkei, die ich bisher besucht habe, und dann Dara, das sich aus einem Felsen erhebt.
Die E90 verläuft viele Kilometer parallel zu der Mauer, die die Türkei von Syrien trennt, mit Festungen, Wachtürmen und Stacheldraht, so weit das Auge reicht. So erreiche ich Nisibis, wo ich übernachte, um am nächsten Tag nach Tur Abdin, eine Gebirgsregion in der südöstlichen Hochebene der Türkei, zu gelangen. Eine kleine, hartnäckige Gemeinschaft syrischer Christen leistet hier Widerstand. Und mit ihnen die alten Klöster, die Zerstörung und Verlassenheit überstanden haben. Hier bestehen die Straßen, auf denen ich unterwegs bin, aus Erde und Bruchsteinen, die sich mit meist unebenem Asphalt abwechseln. Es ist ein Vergnügen, mit dem Motorrad im Zickzack den Schlaglöchern auszuweichen.
Nach einer Übernachtung in Batman setze ich meine Reise entlang der D300 fort, die ebenfalls perfekt asphaltiert ist und wunderbare und wirklich abwechslungsreiche Ausblicke bietet, in Richtung des größten Sees der Türkei: den Salzsee von Van. Ich kann mich nicht an ihm sattsehen, während ich die malerische Asphaltstraße entlangfahre, die mich zur Fähre auf die wunderschöne Insel Akdamar bringt, auf der sich die Überreste eines armenischen Klosters befinden.
Die D975 und später die E99 von Van nach Doğubayazıt ist eine perfekt asphaltierte mehrspurige Straße, die atemberaubende Aussichten bietet. So stelle ich mir einen Teil des Irans vor, denke ich, schließlich bin ich ganz in der Nähe, daran erinnern mich die vielen gelben Straßenschilder.
Die Straße erreicht eine Höhe von 2800 Metern, die Kälte und der Wind nehmen zu, und ich erreiche den Fuß des Berges Ararat in Doğubayazıt. Ich komme gerade noch rechtzeitig, um den Sonnenuntergang zu bewundern, der den schönen Palast von Ishak Pascha, der das Tal überblickt, in warme Farben taucht.
Am nächsten Tag gebe ich auf Maps.me „Ani“ als Ziel und eine Fahrradroute ein, belade das Motorrad und mache mich auf den Weg ins Ungewisse.
Die Räder rollen über Hunderte von Kilometern auf einer manchmal schwierigen Schotterpiste. Festgestampfte Erde, Sandabschnitte, Steine, lose Steine, Asphalt, verschiedene Steigungen, kleine Dörfer mit niedrigen Häusern, endlose Schafherden und geduldige Hirten. Ich fahre am Balık Gölü-See entlang, erreiche eine Höhe von über 2000 Metern und komme schließlich zu den Überresten der alten und schönen Stadt Ani, die teilweise von der natürlichen Grenze zwischen der Türkei und Armenien begrenzt wird.
Am nächsten Morgen, mit negativem PCR-Test im Rucksack, mache ich mich von Kars aus auf den Weg zur nächstgelegenen Grenze zu Georgien, die, wie ich bei meiner Ankunft feststelle, für Personen gesperrt ist. Zurzeit ändern sich die Regeln an den Grenzen schnell und oft ohne online darauf hinzuweisen. Der PCR-Test ist 72 Stunden lang gültig, um die Grenze zu überqueren. Mir bleibt nichts anderes übrig, als zur einzigen offenen Grenze zu fahren, jene von Sarpi am Schwarzen Meer, die fast 400 km entfernt ist und größtenteils in den Bergen liegt. Es ist bereits 16 Uhr und über mir hängen Regenwolken.
Ich bedecke mich so gut wie möglich und mache mich auf den Weg durch zunehmend eisige Windböen, Nebel, der die Sicht erschwert, Regen und atemberaubende Landschaften entlang der D010, einer der höchstgelegenen asphaltierten Straßen des Landes. Ich erreiche den Çam Geçidi-Pass auf einer Höhe von 2.640 m, wo man vor dichtem Nebel fast nichts mehr erkennen kann. Auf dem Weg nach unten machen eine Reihe von Kurven und Haarnadelkurven, umrahmt von grünen Bergen, die Straße zu einer der schönsten der Türkei.
Als ich um 23 Uhr an der Grenze ankomme, stelle ich fest, dass diese aktuell um 21 Uhr schließt. Es bleibt mir nichts anderes übrig, als das Motorrad im nächstgelegenen Grenzhotel abzustellen, eine heiße Dusche zu nehmen und es am nächsten Tag erneut zu versuchen.
Ich überquere die georgische Grenze zwischen Passkontrolle, PCR-Test, Impfausweis, Zulassungsschein, internationalem Führerschein und Fragen wie „Wohin fahren Sie, wie lange bleiben Sie“. Beruhigt werde ich nur durch die herzliche Begrüßung auf Italienisch durch einen toskanischen Polizisten, der dort in europäischer Mission unterwegs ist. Die georgische Versicherung schließe ich in einem Büro kurz hinter der Grenze ab, wo ich auch eine Sim-Karte mit Internet kaufe.
Ziel ist Mestia, an den Hängen des Kaukasus. Man erreicht die Stadt über eine Straße, die zunächst parallel zum Schwarzen Meer verläuft und sich zwischen Stadt- und Viehverkehr hindurchschlängelt, um sich dann in Kurven erst auf Asphalt und dann auf Beton zu bewegen. Aber Vorsicht, man sollte sich nicht zu sehr von der Schönheit der Umgebung verzaubern lassen, denn die Bergstraße hat an einigen Stellen der Kraft der erodierenden Natur nachgegeben, die verschlingt, was nicht zu ihr gehört. Ohne Vorwarnung können sich die beiden Fahrbahnen plötzlich zu einer Spur verengen, weil die andere in den Wildbach gestürzt ist, der von den Hängen des majestätischen Kaukasus herabbraust.
Als ich ankomme, verschlägt mir Mestia den Atem angesichts der Schönheit seiner Täler, die von den Höhen des Kaukasus eingerahmt und mit zahlreichen alten Wehrtürmen aus Stein, den Koshkebi, übersät sind. Ich frage mich, ob ich mich in der Region Swanetien befinde, die einst von blutigen Fehden geprägt war, oder in unserem San Gimignano. Interessanterweise erfahre ich, dass die beiden Städte seit 1975 eine Städtepartnerschaft unterhalten.
Von Mestia aus verläuft erst eine asphaltierte Straße, dann eine Betonstraße und schließlich ein unbefestigter Weg, der den Bach entlangführt, an mehreren Stellen uneben ist und auch einen Wasserfall überquert. Er bringt mich in den oberen Teil des Enguri-Tals. Unter dem schneebedeckten Massiv des höchsten Berges Georgiens, des Schchara, entfaltet sich vor mir der Anblick von Ushguli, der kleinen Stadt der hundert Türme. Dieser letzte Abschnitt ist nicht für Anfänger geeignet, deshalb habe ich mich entschieden, ihn nicht mit dem Motorrad zu bewältigen. Ich denke auch, dass es ein mittleres bis hohes Maß an Geländeerfahrung erfordert, um Tiflis über die sehr holprige, schlammige Straße mit verschiedenen Steigungen zu erreichen, die von Ushguli ausgeht.
Zurück in der Türkei mache ich mich von Hopa in der Schwarzmeerregion aus auf den Weg und besuche die mittelalterliche Burg von Zilkale im Firtina-Tal an der Pontus-Kette. Ich schlafe in der Nähe der Küste, im Bezirk Sandıktaş, in einem der Gebäude entlang der engen Straßen, die sich durch die grünen Teeplantagen winden, mit einem herrlichen Blick auf das Schwarze Meer.
Am nächsten Tag nehme ich Kurs auf die anatolische Hochebene mit einer durchschnittlichen Höhe von 2000 m südlich des Pontusgebirges. Das Ziel für den Abend ist Erzincan. Ich entscheide mich für eine teils asphaltierte, teils ungepflasterte Straße, die an der berühmten D915 beginnt. Von hier aus biege ich kurz vor Zincirlitaş rechts in Richtung Aydıntepe ab. Die Route mit einer Haarnadelkurve nach der anderen durchquert die dicht bewaldeten Gebirgsketten, bevor es in die karge, endlose Hochebene mit ihren kleinen Dörfern geht.
Ich lasse Aydıntepe hinter mir und fahre auf gut Glück weiter in Richtung Erzincan, wobei ich entlang der D052 die von ihr abzweigenden Schotterstraßen nehme, die durch die Dörfer führen. Ein Wechselspiel von außergewöhnlichen Farben, roter, grüner und gelber Erde. Um ein paar Hinweise zur Strecke zu geben – ich komme vorbei an: Bayburt Demirözü Yolu, Güvercindere, Kalecik, Çömlecik, Güzyurdu und schließlich Erzincan.
Am nächsten Tag verlasse ich Erzincan. Auch heute habe ich zwar mein Ziel vor Augen, improvisiere aber die Route, indem ich mir die Karte ansehe. Ich fahre durch Kemah, Bağıştaş Köyü Yolu, Adatepe, Gümüşçeşme Köyü Yolu, bis ich den Beginn der spektakulärsten, adrenalingeladensten und anspruchsvollsten Schotterstraße der Reise erreiche: die „Kemaliye Taş Yolu“. Eine unbefestigte Straße in beide Richtungen, die hoch über den Euphrat führt und nicht durch Schutzplanken gesichert ist. Durch 22 Tunnel, die von den Einheimischen in den Stein gehauen wurden, mit Abschnitten, in denen die Straße so eng ist, dass jeweils nur ein Auto passieren kann. Hier ist es keine Seltenheit, auf einen Kleintransporter voller Menschen zu treffen. Es ist eine schwierige Straße, vor allem psychologisch gesehen, und ich kann immer noch nicht verstehen, wie ich sie ohne Probleme bewältigen konnte.
Neuer Tag, neue Entdeckungen. Wenn man in die Karte hineinzoomt, kann man interessante Alternativrouten finden, die das Navigationsgerät nicht vorschlägt, die es aber ermöglichen, den Weg abzukürzen und lange Umwege zu vermeiden. Welche Art von Straßen das sind, ist jedoch immer wieder eine Überraschung, die man erst entdeckt, wenn es zum Umkehren zu spät ist. Ich muss meine Angst herunterschlucken, dass ich es mit meinem schwer beladenen Motorrad und meinen schlechten Fahrkünsten im Gelände nicht schaffe.
Ich verlasse Arapgir, auf der D260 biege ich nach Günyüzü ab und fahre durch Boğazlı, Konakbaşı, Gökağaç, Arguvan Hekimhan Yolu, Güzelyurt. Während ich fahre, denke ich immer wieder, dass ich die Schönheit der Landschaften um mich herum gar nicht fassen kann. Schließlich erreiche ich das Dorf Akbaba im Bezirk Darende (Malatya) über unbefestigte Straßen, die nicht einmal auf der Karte eingezeichnet sind. Zwischen diesem und dem nächsten Dorf Nurkuyusu auf einer Höhe von 1650 m befindet sich eine Schlucht, in der der Ayvalıtohma-Bach auf 1120 m Höhe fließt. Um den großen Höhenunterschied in so kurzer Zeit zu überwinden, muss ich eine Reihe von steilen Haarnadelkurven und Schotterpisten bewältigen, erst bergab und dann bergauf, die wie ein Karussell aussehen, das schon lange auf mich gewartet hat und mich vor neue Herausforderungen stellt.
Die Aussicht vom Gipfel ist atemberaubend. Der Blick schweift über die endlose anatolische Hochebene, die den Menschen, die an ihr vorbeikommen, gleichgültig gegenübersteht. Die schnell vorüberziehenden Wolken scheinen die hellbraunen Bergketten mit ihren Schatten zu überziehen.
Es gibt etwas, das alle Kinder der Welt gemeinsam haben: Sie laufen, laufen dem Spiel, dem Leben entgegen, und wenn sie dich mit deinem voll beladenen Motorrad durch die engen Straßen ihrer Dörfer fahren sehen, rennen sie dir entgegen und winken dir mit einem süßen „Hello“ zu.
Für mich war diese Reise auch ein Wettlauf gegen meine Ängste, ein Multiplikator von Erfahrung und Schönheit zum Preis einer großen Herausforderung, die mich nicht nur dazu gebracht hat, physische Grenzen zu überschreiten, sondern auch innere Barrieren zu überwinden, Spaß zu haben und Orte von atemberaubender Schönheit und Menschen von außergewöhnlicher Großzügigkeit zu entdecken.
Die Sonne, die hinter mir aufgeht, während die zwei Räder über die Autobahn rollen, erinnert mich daran, dass ich auf dem Weg nach Hause bin. Ausgehend von Göreme in Kappadokien, fahre ich durch: Istanbul, Edirne, Dragoman (Bulgarien), Serbien, Kroatien, Mirenpass (Slowenien) und schließlich Cervignano del Friuli, meine Heimat.