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    Jef le Saltimbanques Ratschläge und Überlegungen zur Auswahl der idealen Maschine.

    Von Jef Le Saltimbanque | 10 Januar 2022 | 1 min
    Jef bio

    Jef Le Saltimbanque

    Der Autor

    Mein Name ist Jean-Jacques, aber auf Reisen nenne ich mich immer Jef, in Anlehnung an den Schriftsteller und Journalisten Joseph Kessel, dessen Bücher meine Fantasie während der Pubertät beflügelten. Und weil Nomadentum für mich eine echte Lebensweise ist, habe ich beschlossen, dass ich Jef Le Saltimbanque sein werde. Ich bin auf Reisen aufgewachsen, weil mein Vater ein Expat war, teilweise in der Türkei und teilweise in Portugal. Im Laufe meines Lebens habe ich nacheinander verschiedene Leidenschaften ausgelebt: Skifahren, Tauchen, Tieftauchen, Heißluftballons und vor allem Reiten. 2003/2004 machte ich meine erste 16-monatige Reise auf dem Motorrad, bei der ich Afrika bereiste. Ich schrieb ein erstes Buch über dieses Abenteuer (Le bandana bleu: Contes d'une promesse, unter dem Pseudonym Jean-Jacques Aneyota). 2018 kehrte ich für 16 Monate nach Asien zurück und jetzt bereite ich eine Weltreise ohne zeitliche Begrenzung vor. Mein Vorbild ist Hubert, der die letzten 14 Jahre seines Lebens auf Reisen verbracht hat. Oh ja... und ich werde demnächst 60.

    Am Anfang dieser Geschichte steht eine erste Wahrheit: Das beste Motorrad für eine Reise ist Ihr Lieblingsmotorrad. Und man kann mit jedem Motorrad reisen. Sjaak Lucassen hat eine fünfjährige Weltreise mit einem supersportlichen Motorrad absolviert: einer Yamaha R1. Juvena, der sich selbst als „die wandernde Wespe“ bezeichnet, war drei Jahre lang auf einer Vespa von Singapur nach Europa unterwegs. Soweit ich weiß, haben die Forwoods die längste Motorradreise aller Zeiten gemacht: In 16 Jahren bereisten sie alle Länder der Welt, einige mehr als einmal, insgesamt rund 500.000 km, gemeinsam auf einer Harley-Davidson.   

    Und deshalb: Ja, man kann mit ALLEN Motorrädern reisen, aber – denn es gibt ein aber – mit einigen reist man besser als mit anderen. Auch wenn das bedeutet, nur eines zu wählen, sollten Sie dasjenige nehmen, das am besten zu Ihrer geplanten Reise passt. Und schon sind wir bei der zweiten Wahrheit, die scheinbar im Gegensatz zur ersten steht: Das ideale Motorrad für Reisen in Europa eignet sich möglicherweise weniger gut, um Afrika zu durchqueren. Und umgekehrt. Die erste Frage, die Sie sich stellen sollten, bevor Sie sich für ein Motorrad entscheiden, lautet also: Wohin will ich fahren? Unter welchen Bedingungen und wie lange?  

    Ich selbst habe zwei lange Reisen von je 16 Monaten mit einer alten BMW R100 GS von 1991 unternommen. Die erste war die Afrika-Reise 2003/2004. Die zweite führte mich 2018/2019 nach Asien. Jetzt bereite ich mich auf eine Weltreise vor. Dafür richte ich eine 650er BMW Xchallenge her. Im Folgenden werde ich über meine Erfahrungen und die Gründe für meine Wahl berichten. Ich behaupte nicht, im Besitz der absoluten Wahrheit zu sein. Jeder muss seine eigenen Erfahrungen machen. Aber ich hoffe, dass ich ein paar Denkanstöße geben kann.  

     

    Die erste Reise: Afrika-Reise 2003/2004 

    Damals hatte ich eine BMW R100 GS gekauft, eine 1000-cm³-Zweizylinder mit einem 21-Zoll-Vorderrad. Eigentlich suchte ich eine R80 GS, 800 cm³, etwas leichter, aber ziemlich schwer zu finden und daher teuer. Ich hatte auch über eine Honda Africa Twin nachgedacht. Was mich dann zum Kauf der BMW bewog, war, dass diese Marke lange von der westafrikanischen Polizei verwendet worden war und ich daher von vorneherein mehr Chancen hatte, vor Ort gebrauchte Ersatzteile zu finden. Und genau das ist dann auch passiert: Als ich in Ghana ankam, fand ich innerhalb von 48 Stunden einen gebrauchten Anlasser, nachdem meiner den Geist aufgegeben hatte. Aber im Nachhinein denke ich, dass die Africa Twin besser geeignet gewesen wäre und vor allem weniger Umbauten benötigt hätte.  

    Hier stelle ich vier Kriterien vor, die meiner Meinung nach wichtig sind, um ein Motorrad für eine Fernreise auszuwählen:  

    • Verfügbarkeit von Ersatzteilen.  
    • Die Zuverlässigkeit des Motorrads und insbesondere seines Motors. 
    • Die Option von Speichenrädern anstelle von Rädern aus Legierung (für Schotterstraßen zu anfällig). 
    • Das Gewicht! Zwar hat sich die Infrastruktur der Straßen in den letzten Jahren insgesamt erheblich verbessert, aber ebenso unbestritten ist, dass man bei einer Weltreise zwangsläufig lernen muss, auf schwierigen Straßen und Wegen zu fahren. Ich versichere Ihnen, dass Sie in diesen Momenten die Hersteller verfluchen werden, die jahrelang nur daran gedacht haben, den Hubraum der Motorräder zu erweitern und damit auch das Gewicht.   

    Hinzu kommt ein fünftes Kriterium: Falls Sie vorhaben, in Länder zu reisen, in denen Sie beim Zoll das Carnet de Passage en Douane (CPD) vorweisen müssen, ist es besser, wenn der offizielle Marktwert Ihres Fahrzeugs möglichst niedrig ist. Tatsächlich müssen Sie je nach Land, in das Sie reisen möchten, zwischen 100 % und 250 % des Werts Ihres Motorrads als Kaution beim Automobilclub hinterlegen. Und dieser Betrag ist rasch ziemlich groß! Aber nicht nur das: Falls das Motorrad gestohlen wird, besteht die Gefahr, dass Sie die Kaution nicht zurückerhalten. 

     

    Vorteile und Nachteile meiner Wahl 

    Nach 16 Monaten Reise auf dem afrikanischen Kontinent kann ich Folgendes über die Vor- und Nachteile meiner BMW sagen:  

    Die Vorteile:  

    • Mechanisch ist die Maschine einfach und zuverlässig. Obwohl ich damals ein Anfänger war, habe ich ziemlich mühelos gelernt, sie zu reparieren. 
    • Dank der beiden gegenläufigen Zylinder des Boxermotors, die verhindern, dass das Motorrad vollständig umfällt, ist es nicht allzu schwierig, es alleine anzuheben. 
    • Das Antriebsdrehmoment des Zweizylindermotors bietet einen guten Fahrkomfort, solange man es nicht mit Matsch und Schlamm zu tun hat. 

    Die Nachteile: 

    • Das Bremssystem, insbesondere die Hinterradbremse, bei der es sich um eine Trommelbremse handelt. Im Gelände kommt am häufigsten die Hinterradbremse zum Einsatz und deshalb wäre mir definitiv eine Scheibenbremse lieber gewesen. Sie ist effizienter und funktioniert im Gegensatz zur Trommelbremse auch bei Nässe gut. 
    • Der Komfort des Sattels. Auf die Dauer wurde er zu einer echten Qual. Dieser Punkt ist extrem wichtig. Und genau deshalb habe ich mir für die zweite Reise einen neuen Sattel machen lassen. 
    • Das Gewicht, das Gewicht, das Gewicht! Dieser Aspekt macht einige Offroad-Strecken schwierig, vor allem bei Schlamm und Matsch.  

    • Der Hubraum ist zu groß. Seine Leistung ist auf langen Fahrten nicht besonders nützlich. Man fährt nie mit extrem hoher Geschwindigkeit, sowohl um ganz allgemein das Fahrwerk und insbesondere die Reifen zu schonen, aber auch aus Sicherheitsgründen. In vielen Ländern sind die anderen Fahrer nicht an die Beschleunigungen oder Geschwindigkeiten gewöhnt, die diese Motoren erreichen können. Sie werden daher nicht zögern, Ihnen den Weg abzuschneiden. Denn in ihrer Wahrnehmung sind Sie noch weit entfernt und deshalb glauben sie, dass sie Zeit zum Überholen haben. Darüber hinaus bedeutet ein großer Hubraum einen höheren Kraftstoffverbrauch und damit eine größere Kraftstoffmenge für eine bestimmte Reichweite. Und das bedeutet noch mehr Gewicht.  

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    Abschließend hier eine Zusammenfassung der mechanischen Probleme, die während dieser ersten Reise aufgetreten sind:  

    • Lenklager und Schwingenlager mussten erneuert werden. 
    • Die Kupplungsscheiben auch. Ich habe sie in Südafrika ausgetauscht. Als ich sie sah, fragte ich mich, wie das Motorrad überhaupt noch fahren konnte. 
    • Der Stoßdämpfer und das Kardangelenk: Nach ca. 40.000 km fielen beide ungefähr gleichzeitig aus und wieder war das Gewicht die Ursache. 
    • Die Dichtungen der Druckstange. 
    • Der Anlasser: Ich habe ihn in Ghana durch einen gebrauchten von Bosch ersetzt. Dieser war robuster als der ursprüngliche Valeo, der Vibrationen nicht standhielt.)   
    • Die Zündkabel. 
    • Die Dichtungsringe für die Vorderradaufhängung. 

     

    Niemals Probleme hatte ich mit: 

    • dem Motor, 

    • Rahmen und Rädern, 

    • der elektrischen Verkabelung, 

    • der Gangschaltung. 

     

    Das Motorrad für meine künftigen Reisen 

    Ich erzähle nichts über die zweite Reise, um Wiederholungen zu vermeiden. Ich fuhr mit demselben Motorrad, meiner R100 GS, die vor dem Start komplett zerlegt und repariert worden war. Wie beim ersten Mal war das Hauptproblem das Gewicht des Motorrads, insbesondere auf Bergstrecken mit schwindelerregenden Anstiegen. Und zwar so sehr, dass ich mir bei einer Begegnung mit einem Kleinbus auf einer sehr engen Straße am Rande eines Abgrunds schwor, nie wieder mit einem so schweren Motorrad zu fahren. Deshalb habe ich beschlossen, für meine nächste Weltreise ein neues Motorrad vorzubereiten. Meine Auswahlkriterien waren diesmal: 

    1. Das Gewicht 
    1. Die Zuverlässigkeit des Motors. 
    1. Ein Hubraum unter 800 cm³, idealerweise zwischen 400 und 650 cm³.  
    1. Der Preis: Der Marktwert muss so niedrig wie möglich sein, um die CPD-Kaution gering zu halten (das Carnet de Passage ist eine notwendige Verkehrserlaubnis in einigen afrikanischen Ländern). 
    1. Die Verfügbarkeit von Ersatzteilen. 
    1. Die Möglichkeit, um die ganzen Welt zu reisen. Dieses Kriterium ist sowohl subjektiv als auch global. Es beinhaltet langfristige Zuverlässigkeits- und Komfortbewertungen. 

    Ich zog eine Yamaha Ténéré 700 in Betracht, mit einem Trockengewicht von ca. 190 kg. Der Durchschnittsverbrauch liegt laut Hersteller bei 4,3 Liter auf 100 km, also beträgt die Reichweite in der Originalkonfiguration 400 km. Um Ihnen das zu veranschaulichen: Das Trockengewicht der R100 beträgt 210 kg, also würde ich 20 kg gewinnen. Das ist ein guter Wert, aber nicht ausreichend für das, was ich vorhabe. Ich will eine neue Afrika-Durchquerung auf den gefürchteten kongolesischen Pisten machen. Trotzdem denke ich, dass das Motorrad derzeit eines der besten für Langstreckenreisen ist. Außerdem ist es mit einem Doppelzylinder ausgestattet, der den Fahrkomfort erhöht. Der einzige große Fehler ist, dass es sehr neu ist und sein Marktwert hoch bleibt. Das kann bei einer CPD-Kaution zum Problem werden. 

     

    Also entschied ich mich für eine kleine 400-cm³-Enduro, wie die Honda 400 XR. Sie ist das optimale Motorrad für eine Kongo-Durchquerung. Zudem erfüllt sie mindestens fünf meiner sechs Kriterien. Ich war mir jedoch überhaupt nicht sicher, ob sie Punkt 6 erfüllen würde, ihr Gepäckstauraum ist sehr begrenzt.  

    Am Ende fiel meine Wahl auf ein 650-cm³-Enduro-Motorrad: die BMW G650 Xchallenge. Und das sind die Gründe für diese Entscheidung:   

    1. Ihr Trockengewicht beträgt nur 140 kg. Das ist ein großer Unterschied zu meinem vorherigen Motorrad, selbst wenn man das zusätzlichen Gewicht berücksichtigt, das bei der Vorbereitung für eine lange Fahrt hinzukommt. 
    1. Der Einzylindermotor von Rotax ist für seine Zuverlässigkeit bekannt. 
    1. Er verbraucht nur ca. 3,6 Liter auf 100 km. Im Vergleich zur Reichweite meines alten Motorrads sind das fast 16 Liter weniger Kraftstoff an Bord. Auf der R100 brauchte ich für eine Reichweite von 700 km einen 43-Liter-Tank. Auf der neuen Maschine reichen 25 Liter aus. Dadurch spare ich bei derselben Reichweite 12 kg vom Gesamtgewicht ein. 
    1. Der Marktwert ist niedrig, weil es kein besonders neues Motorrad ist. Damit ist es auch eine Lösung für das Problem mit der CPD-Kaution. 
    1. Manche Fahrer haben mit diesem Motorrad bereits Weltreisen absolviert, und das hat mich beruhigt. Und schließlich habe ich mich in diese Maschine verliebt, als ich mit einem Norweger, den ich in Kirgisistan getroffen hatte und der mit diesem Modell unterwegs war, eine kurze Strecke gefahren bin.  

    Es gibt jedoch zwei Nachteile: Es kann schwierig sein, Ersatzteile für dieses Modell zu finden, da seine Verbreitung ziemlich begrenzt ist. Um dieses Problem zu umgehen, ist zweifellos eine gewisse logistische Präzision nötig. Außerdem handelt es sich um einen Einzylinder, der Fahrkomfort ist eindeutig geringer als bei einem Zweizylinder. Aber das gehörte nicht zu meinen Auswahlkriterien.  

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    Alles in allem bin ich nicht in Besitz der absoluten Wahrheit. Die Wahl des Motorrads ist sehr persönlich und hängt auch vom jeweiligen Zweck ab. Wenn Sie eine Reise nach Europa oder Nordamerika planen, gelten andere Auswahlkriterien. In diesem Fall brauchen Sie ein bequemes Motorrad, das lange Strecken zurücklegen kann, ohne dass der Motor zu schnell ermüdet. Ebenso eignet sich für eine Reise auf der Seidenstraße in relativ kurzer Zeit vielleicht eher ein Motorrad, mit dem Sie so schnell wie möglich die notwendigen Verbindungsetappen zurücklegen können, um nach Zentralasien zu gelangen. Man sollte sich jedoch klarmachen, dass dies zu Lasten des Fahrvergnügens und der Leichtigkeit des Fahrens bei Ankunft und auf einigen eher „anspruchsvollen“ Offroad-Strecken gehen wird.  

    Und wenn ich noch einen abschließenden Rat geben darf: Falls Sie zu zweit mit zwei Motorräder reisen, nehmen Sie beide dasselbe Modell. Auf diese Weise verringern Sie die Menge an Ersatzteilen, die Sie dabei haben müssen. Das Wichtigste hätte ich jetzt fast vergessen: Viel Spaß und genießen Sie Ihre Reise!

    Erforderliche Ausrüstung

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