Ich heiße Elena Axinte, fahre seit 6 Jahren Motorrad und reise seit 3 Jahren mit dem Motorrad durch die Welt. Gebürtige Rumänin, seit mehr als 12 Jahren in Mailand wohnhaft, Theaterschauspielerin und -therapeutin. Vor drei Jahren habe ich spontan beschlossen, meinen Wohnort zu wechseln und mein Leben zu verändern: von Mailand in die Welt hinaus. Und so wurde Elena Axinte zu Hele Biker, einer auf ihrem geliebten und etwas untypischen Motorrad – einer Harley Davidson Sportster 883 – reisenden Frau. Angetrieben vom Ruf der Welt, von einem Gefühl der universellen Zugehörigkeit und von der Überzeugung „Zuhause ist überall“, machte ich mich im August 2019 auf den Weg, um mein Leben für unbestimmte Zeit auf den Straßen dieser Welt zu verbringen. Ohne Pläne oder vorgefasste Ziele.
Es gibt Leidenschaften, die das eigene Leben ausfüllen, und dann gibt es solche, die zum eigenen Leben werden.
Das Motorrad ist vor sechs Jahren in mein Leben getreten, als Ergebnis einer Liebesbeziehung.
Diese Liebesgeschichte hat mir diese Leidenschaft geschenkt – aber nicht für irgendein Motorrad, sondern für die Harley. Ein Feuer, durch das ich neu aufgeblüht bin, das mich bei meinem inneren Wachstum begleitet und meinem Leben eine neue Wendung gegeben hat.
Ich hatte mich unsterblich in das Lebensgefühl Harley verliebt. Alles andere war mir egal, ansonsten hatte ich mit Motorsport nichts am Hut. Ich war zuvor noch nicht einmal mit einem Roller gefahren. Alles, was ich wollte, war ein solches Motorrad in meinem Leben, ohne zu wissen, was ich damit anfangen sollte.
Es dauerte nicht lange, bis ich mich für ein Modell entschieden und es gekauft hatte. Meine Harley. Als ich nach Hause kam, hatte ich noch nicht einmal den Führerschein dafür. Ich erinnere mich noch gut daran, als ich wie gebannt vor diesem 250 kg schweren Ungetüm stand. Ein nagelneues Motorrad, das ich nicht einmal aus dem Hof bekam.
Ein Nachbar half mir dabei, es hinauszubringen und stellte es mitten auf der Straße ab, wo es den Verkehr behinderte.
Ich hatte keine Ahnung, wie man es startet oder die Gangschaltung betätigt. Schließlich war ich ja nur mit dem Motorrad der Fahrschule gefahren, und das war ganz anders. Aber die Autos, die wegen mir nicht vorbeifahren konnten, fingen an zu hupen. Also schwang ich mich in den Sattel und die Geschichte nahm ihren Lauf.
Es fühlte sich an, als wäre das Motorrad von alleine losgefahren und hätte auf den ersten Kilometern das Kommando übernommen. Keine Ahnung, wie ich es geschafft habe, nicht bei jeder Kurve oder Kreuzung einen Unfall zu bauen. Ich war in einer anderen Dimension.
Die Harley hatte das Kommando und so blieb es für eine Weile auch. Allmählich fühlte ich mich immer wohler auf meiner „Puppe“, wie ich sie damals nannte. Mit ihr lernte ich zu fahren und mich im Verkehr zu entspannen. So bestand ich weniger als einen Monat später meine Führerscheinprüfung ohne die geringste Angst (anfangs fuhr ich mit einem Lernführerschein).
Ich begann, mit meiner „Puppe“ kurze Ausflüge an den See und in die Berge zu unternehmen, dann über die Grenze in die Schweiz und später auch etwas weiter nach Frankreich. In jeder freien Minute warf ich mir einen Rucksack über die Schulter und fuhr los, ohne zu wissen wohin. Jedes Mal, wenn ich nach Hause kam, wollte ich einfach nur wieder weg. Es war bereits zu einer Sucht und zu einem Bedürfnis geworden, das auf der Prioritätenliste meines Lebens immer weiter nach oben rutschte.
Im ersten Sommer fuhr ich mit ihr nach Südfrankreich, wo ich einen Monat lang die Gegend erkundete. Ich durchquerte die gesamte Côte d'Azur, von Monaco über die Camargue, die provenzalischen Alpen bis nach Korsika. Ich fand sogar einen Sommerjob in Cannes. Fünf Tage habe ich gearbeitet, die restlichen zwei Tage bin ich mit dem Motorrad herumgefahren. Direkt nach der Arbeit brach ich zu meinen Touren auf und kehrte danach wieder dorthin zurück. Ich fuhr überall mit dem Motorrad hin. Jedes Mal, wenn ich mich von meiner Maschine trennte und wenn ich zu ihr zurückkam, küsste ich sie auf den Tank. Ich träumte nur von ihr, sprach nur von ihr und machte Tausende Fotos.
Als ich im Herbst nach Mailand zurückkehrte, geriet ich in eine seelische Krise. Nach diesem verrückten Monat wurde mir plötzlich klar, dass ich nicht mehr in diesen vier Wänden zu Hause war, sondern mit meinem Motorrad auf der Straße unterwegs sein wollte. Das war mein wirkliches Zuhause. Ich vermisste und sehnte mich bereits nach den Momenten, in denen ich, nachdem ich meinen Rucksack mehr schlecht als recht auf der Rückbank befestigt und den Tank gefüllt hatte, zu mir selbst sagte: „Mal sehen, was heute passiert, wohin wird uns das Leben wohl führen?“. Ich war süchtig danach geworden, jeden Moment meines Daseins voll und ganz auszukosten. Ohne Ziele und Erwartungen: das Leben, das hier und jetzt stattfindet.
Aber leider konnte ich nicht so einfach weg – noch nicht. Auf mich warteten jede Menge Arbeitsprojekte, ich musste mein Studium abschließen und das Budget war erschöpft.
Nachdem ich einige Tage lang Trübsal geblasen hatte und mir klar wurde, dass ich kurz davor war, so richtig depressiv zu werden, gab ich mir einen Ruck und versuchte, einen Ausweg zu finden. Meine Rettung war ein Traum in einer schlaflosen Nacht. Mir wurde klar, dass es nicht der richtige Zeitpunkt war, um erneut loszufahren, auch wenn es das Einzige war, was ich wollte. So begann ich nachzudenken. Ich wollte eine Motorradtour machen. Aber ich wollte, dass es etwas Größeres ist, etwas Intensives. Nicht nur ein Ausflug an den See oder in die Berge.
Es war Herbst. Die erste Gelegenheit für eine längere Tour bot sich mir erst im darauf folgenden Sommer. Dann wäre bei Arbeit und Studium ohnehin eine Pause geplant. Ich sagte mir: „Jetzt kann ich nicht weg, aber bei der ersten Gelegenheit werde ich wirklich losfahren, und zwar weit weg. Die Räder meines Motorrads sollen den Boden eines anderen Kontinents berühren!“ Das war der Beginn eines neuen Lebens.
Von dort nach Afrika war es nur noch ein kleiner Schritt. Dieser Traum hat mich so beflügelt und motiviert. 8 Monate lang habe ich jeden Tag daran gedacht: Afrika allein mit dem Motorrad.
Zunächst war Afrika einfach nur der Kontinent, der von Europa aus am besten zu erreichen war, doch nach und nach spürte ich eine immer stärkere Anziehungskraft. Ich wusste vom ersten Moment an, dass ich dort ankommen und alles genau so ablaufen würde, wie es letztendlich auch der Fall war. Es gab eine Verbindung zwischen mir und diesem Ort, die ich anfangs nicht verstand.
Ich begann zu recherchieren und so viele Informationen wie möglich zu sammeln und betrat damit unwissentlich eine neue Welt, von der ich zuvor nichts wusste: jene der REISENDEN.
Das Erste, was ich tat, war Folgendes zu googeln: „Frau allein mit dem Motorrad in Afrika“. Und so stieß ich auf eine junge Frau, die Afrika zu diesem Zeitpunkt allein auf einem Motorrad durchquerte. Das reichte mir als Beweis, dass es möglich war.
Und so entdeckte ich einen neuen Lebensstil: Menschen, die ihr Leben als Reisende leben. Die junge Frau, um die es geht, war Anna Grechishkina. Damals war sie bereits vier Jahre lang ohne Unterbrechung unterwegs.
Ich hatte keine Ahnung, dass so etwas möglich ist, doch ich wusste vom ersten Moment an, dass ich auf so etwas immer gewartet hatte. Kennen Sie das Gefühl zu wissen, dass etwas in Ihrem Leben passieren wird, aber nicht was? So war es bei mir. Diese Offenbarung war so stark, dass ich in diesem Moment nur noch auf mein Motorrad steigen und losfahren wollte, nur mit dem, was ich gerade anhatte.
Ich ließ das Ganze eine Weile auf mich wirken und wartete geduldig, bis sich die Sache etwas beruhigt hatte. Ich zügelte meine Emotionen mit Bedacht und begann, mein Leben neu zu ordnen. Von da an war ich mir sicher, ohne auch nur einen Moment zu zögern oder zu zweifeln.
Afrika sollte im nächsten Sommer mein erstes großes Abenteuer werden, dann würde ich zurückkehren, um mein letztes Jahr Fachstudium abzuschließen, und im Sommer darauf würde ich für immer in die Welt hinausziehen.
Und genau so war es, denn jede Nacht träumte ich davon, jeden Tag sprach ich darüber und arbeitete nur dafür.
Mein erstes großes Abenteuer wurde zu einem afrikanischen Traum über 4 Monate, 16.500 km, 7 Länder und null Hotels, von Marokko nach Burkina Faso und zurück. Die Reise meines Lebens, die Feuertaufe, die mich veränderte und mich davon überzeugte, dass ich die richtige Entscheidung für mein Leben getroffen hatte.
Ich kehrte zurück, und weniger als ein Jahr später begann ich dieses neue Leben, von dem ich geträumt und auf das ich unbewusst gewartet hatte: als Nomadin auf den Straßen dieser Welt. Afrika war nur die Bestätigung dafür, dass dies die einzig mögliche Entscheidung für mich war.
Ich hatte mir weder eine Frist gesetzt noch eine Kilometerzahl festgelegt. Lediglich die Richtung stand fest. Während ich auf der letzten Reise dem Ruf Afrikas gefolgt war, spürte ich dieses Mal einen anderen lauten Ruf aus dem Orient. Ich kannte die Richtung, aber nicht die gesamte Strecke. Und das ist immer noch so.
Ich verließ Italien (Mailand), reiste durch den Balkan (Slowenien, Kroatien, Bosnien, Montenegro, Kosovo, Serbien), machte einen längeren Halt in Rumänien, durchquerte das ganze Land und verbrachte einige Zeit bei meiner Familie, dann ging es nach Moldawien und Transnistrien. Anschließend fuhr ich weiter durch Bulgarien, Griechenland und dann auf den asiatischen Kontinent, in die Türkei. Hier fand ich das Tor zum Nahen Osten, zur faszinierenden arabischen Welt.
Von der Türkei aus nahm ich eine Fähre in den Libanon, dann fuhr ich weiter nach Syrien, Jordanien und Saudi-Arabien, wo ich die unheilvolle Zeit der Pandemie erleben musste. Ich saß also etwas mehr als ein Jahr lang in Saudi-Arabien fest, reiste aber immer wieder innerhalb des Landes weiter. Als sich die Lage beruhigt hatte, durchquerte ich den gesamten Persischen Golf und die arabische Welt: Vereinigte Emirate, Oman, Jemen, Katar, Bahrain und Kuwait. Das letzte arabische Land war der Irak, und dann ging es weiter mit dem letzten Land des Nahen Ostens, dem Iran, bevor ich mich dem wahren Geist Asiens näherte. Derzeit bin ich in Pakistan, nach 3 Jahren Reise, 26 Ländern und mehr als 100.000 km.
Eine Besonderheit meiner Reise und eine große Herausforderung für mich: „eine Reise um die Welt ohne Hotel“. In den letzten drei Jahren habe ich nie in einem Hotel übernachtet – ganz nach dem Motto „Zuhause ist überall“
Angefangen hat alles in Afrika, wo ich einfach zufällig und ohne Plan vier Monate lang durch sieben verschiedene Länder reiste, ohne mir jemals ein Hotel zu nehmen, sondern bei Einheimischen Unterschlupf fand.
Dann wurde daraus eine Herausforderung, ein großer Traum: die Welt ohne Hotel zu bereisen (vor allem, weil man mir sagte, dass dies nicht überall möglich sei, sondern nur an bestimmten Orten, wo die Menschen für ihre Gastfreundschaft bekannt sind). Ich wollte ihnen zeigen, dass es möglich ist, und dass nicht alles den Normen und Stereotypen entspricht, die uns eingetrichtert wurden.
Diese Erfahrung verwandelte mich augenblicklich von einer Reisenden in eine Bewohnerin eines jeden Ortes, eine Weltbürgerin.
Indem ich mich in ihren Häusern aufhalte und mich unter ihre Familien mische, werde ich Teil ihrer Realität. Denn ich nutze ihr Haus nicht nur als Unterkunft, sondern auch als Zuhause.
Das hat mir Zugang zu den intimsten Aspekten der Kultur der Orte verschafft, die ich erkunde. Vor allem in der arabischen Welt. Es ist ein großes Privileg für mich, Zugang zu einer Welt zu haben, die für viele geheimnisvoll und mysteriös ist, wie beispielsweise das Leben arabischer Frauen. Ich empfinde es als großes Glück und bin dafür sehr dankbar.
Wenn ich mich in ihre Familien und ihr Leben „integriere“, erscheint mir nichts mehr überraschend. Wenn man eine Kultur und ihren Hintergrund einmal verstanden hat, und sie Teil des täglichen Lebens geworden ist, kann einen nichts mehr schockieren.
Und so nehmen mich die Menschen überall auf. Als wäre ich einfach nach Hause gekommen. Eigentlich geht es auf meiner ganzen Reise um die Menschen. Es geht gar nicht um das Motorrad, die Kilometer, die ich heruntergespult habe, die unglaublichen Orte. Menschen. Natürlich ist das Motorrad mein Begleiter auf diesem unglaublichen Abenteuer des Lebens. Aber die eigentliche treibende Kraft hinter dieser Reise sind die Menschen. Ich denke, meine Aufgabe ist es, genau diesen guten und schönen Teil der Welt zu entdecken.
Die Metapher, die hinter meiner großen Herausforderung steht, lautet: „Ich möchte ein universelles Netzwerk von Seelen schaffen“.
Die Vorbereitung auf eine solche Reise ist gar nicht so kompliziert, wie es vielleicht scheint. Auch hier ist es eine Frage der Entscheidung und Persönlichkeit. Ich persönlich beschloss, mit den grundlegenden Vorbereitungen des Motorrads zu beginnen, sicherzustellen, dass es ordnungsgemäß funktioniert, die Wartung durchzuführen, neue Taschen anzubringen und das technische Material für die Foto- und Videodokumentation vorzubereiten. Eine Reiseversicherung durfte ebenso wenig fehlen wie das „Carnet de Passage en Douane“, ein Dokument für das Motorrad, das in manchen Ländern der Welt vorgeschrieben ist. Ebenso wichtig ist eine ärztliche Untersuchung und die Auffrischung der Impfungen.
Es ist eine Reise ohne zeitliche Begrenzung, daher habe ich beschlossen, die nächsten Etappen Schritt für Schritt anzugehen und mir die Freiheit zu geben, an jedem Ort so viel Zeit zu verbringen, wie ich möchte und brauche. Deshalb beantrage ich ein Visum auch meistens erst unterwegs. Ich sage gerne, dass mein einziger Plan der ist, keinen Plan zu haben. Ich recherchiere nicht viel. Ich habe gewisse Anhaltspunkte und nehme alles, wie es kommt. In Afrika war es anders, denn ich hatte wenig Zeit und musste die Reiseroute unbedingt vorbereiten, zumal es die erste Reise dieser Art war. Ich habe eine allgemeine Route durch die Länder, die ich durchqueren wollte, mit den notwendigen bürokratischen Schritten zu Papier gebracht, ohne jedoch zu wissen, wohin ich fahren, wo ich anhalten und wen ich treffen würde. Im Allgemeinen versuche ich, nichts über die Orte zu lesen, die ich besuche. Ich beziehe meine Informationen nur von Einheimischen und Menschen, die erst kürzlich an diesem Orten gewesen sind.
Auf dieser Reise ist jedoch alles anders. Ich lebe von Tag zu Tag, von Kilometer zu Kilometer, von Land zu Land, von Stadt zu Stadt, von Haus zu Haus. Es gibt keine Frist mehr. Das ist mein Leben – auf unbestimmte Zeit „on the road“.
Ganz oft fahre ich morgens mit dem Motorrad los, ohne zu wissen, wo ich am Abend landen werde. Ich lasse mich von der Straße und dem Leben treiben.
Das Unbekannte fasziniert mich, motiviert mich und gibt mir Energie. Deshalb plane ich auch nichts. Bei einem klar umrissenen Programm bekomme ich das Gefühl, zu ersticken. Das Unbekannte hilft mir, in der Gegenwart verankert zu bleiben und jeden Augenblick in seiner Tiefe zu leben. Die nächsten Schritte zu kennen, würde den ganzen Charme des Lebens, für das ich mich entschieden habe, zunichte machen.
Es fasziniert mich, nicht zu wissen, was mit mir geschehen wird, und neugierig darauf zu warten, was das Leben in einem bestimmten Moment für mich bereithält. Es kommt oft vor, dass ich weiß, wo ich am Abend ankommen werde, dass ich von Leuten angesprochen werde, die mich einladen und auf mich warten. Aber am spannendsten ist es, wenn ich nicht weiß, wie mein Tag enden wird, bei wem ich ankomme, wen ich treffe, auf welches Kissen ich meinen Kopf betten werde.
Wenn ich in Schwierigkeiten stecke, warte ich mit großer Neugierde ab, was passiert. Ich verwandle mich in einen Zuschauer meines eigenen Lebens. Dann sitze ich irgendwo in einer Ecke und betrachte meine Situation von außen und warte darauf, dass etwas passiert. Und es passiert immer etwas.
Das ist meine größte Motivation: Es passiert immer etwas Gutes.
Ich mache das nicht gerne und fühle mich nicht in der Lage, Ratschläge zu erteilen; dagegen kann ich heute leidenschaftlich über Träume sprechen und darüber, wie sie nicht nur auf magische Weise Wirklichkeit werden. Träume werden Wirklichkeit, wenn man sich dahinterklemmt, wenn man ihnen Substanz verleiht. Träume werden Wirklichkeit, wenn sie zur Priorität geworden sind. Wenn mich Leute fragen, wie sie das machen können, was ich mache, gebe ich immer dieselbe Antwort: „An welcher Stelle steht dieser Wunsch auf Ihrer Prioritätenliste im Leben?“ Für mich hat es oberste Priorität. Im Moment gibt es nichts Wichtigeres.
Gleichzeitig glaube ich nicht, dass jeder mit dem Motorrad um die Welt fahren muss, um ein erfülltes Leben zu haben. Aber ich denke, wir sollten alle in unserer Seele und unserem Bewusstsein nachspüren und unsere Mission und den Sinn des Lebens ans Licht bringen, der genauso gut direkt um die Ecke warten kann – nicht zwingend auf der anderen Seite der Welt.
Ich glaube auch, dass es kein Hindernis gibt, das man nicht überwinden kann. Bevor Sie also eine Entscheidung treffen, sollten Sie nicht zu viele hypothetische Problemsituationen ermitteln. Wir werden nie alles vorhersehen, vorbereiten und planen können. Für jede Situation gibt es eine Lösung, überall. Es ist nicht notwendig, im Voraus zu wissen, welche das ist. Lassen wir uns vom Leben überraschen.
Fahren Sie nicht voller Angst los. Lernen Sie zunächst, was Angst bedeutet und welche Folgen sie im Leben hat, und lernen Sie dann, wie Sie sie loswerden oder vermeiden können. Angst lähmt uns.
Wenn Sie nicht bereit sind, die Vielfalt der Welt zu akzeptieren, fahren Sie bitte nicht los. Verurteilen und kritisieren Sie die Welt nicht. Die Welt da draußen ist ganz anders als die Ihre, und Ihre Welt ist nicht die einzige gute Welt. Gefällt Ihnen dieser Gedanke? Dann nichts wie los - umarmen Sie die WELT! Sie wird Sie ebenfalls in die Arme schließen.
Mit diesem Motorrad habe ich die Welt entdeckt. Mit diesem Modell habe ich die Straßen erkundet, damit habe ich ein neues Leben entdeckt. Wie könnte ich da auf ein anderes Motorrad umsteigen, nur um mich wohler zu fühlen? Das ist unsere Geschichte, die Geschichte von mir und meinem Motorrad. Das ist nicht die Geschichte von mir und irgendeinem Motorrad, das ich nach wer weiß wie vielen Kilometern je nach Lust und Laune austauschen könnte.
Auch wenn viele behaupten, dass dieses Motorrad nicht für solche Reisen und Straßen geeignet ist, lautet meine Antwort immer, dass ich dieses Motorrad nicht für eine Weltumrundung ausgewählt habe, sondern dass wir gemeinsam beschlossen haben, um die Welt zu reisen. Und wir fahren dorthin, wo es uns hinbringen kann.
Doch trotz der „skeptischen“ Stimmen kann ich sagen, dass bisher alles sehr gut gelaufen ist.
Abgesehen von der normalen Wartung hatte ich nur sehr wenige Probleme, und diese waren laut den Mechanikern völlig normal für die Bedingungen, die wir erlebt haben, und für die Art, wie ich das Motorrad benutze. Ich gestehe, dass ich die Maschine meist ganz schön gefordert habe: Schotterwege in den Bergen, Schnee, Eis, Wüsten, Temperaturen von -5 bis 50 Grad, Sandstürme, Regen und Unwetter, Überschwemmungen, kaputte Straßen oder Straßen voller Schlamm, einige der höchstgelegenen Straßen der Welt… kurz gesagt, wir haben in diesen 3 Jahren nichts ausgelassen.
Mein Fazit lautet, dass man auf irgendeine Weise überall hinkommen kann. Jeder hat seinen Weg zu gehen, unabhängig von den Mitteln, die er nutzt.
Seit ich auf Reisen bin, verändere ich mich ständig. Mich dürstet nach Wachstum. Ich lerne aus allem, was mir widerfährt, und jede Begegnung bereichert mich um etwas, und sei es noch so klein. Die wichtigste Veränderung bei meiner Sicht auf die Welt hat mit Akzeptanz zu tun. Seit ich auf Reisen bin, ist Akzeptanz ein wesentliches Konzept für mein Leben geworden. Und das führt dazu, dass etwas noch viel Wichtigeres wegfällt: das Urteil. Ich habe gelernt, nicht zu urteilen oder zu verurteilen. Ich betrachte die Welt mit viel toleranteren Augen, denn durch das Reisen lernt man die Welt von innen heraus kennen.
Reisen sind meiner Meinung nach der wichtigste Schatz der Welt. Es gibt keinen besseren Lehrmeister als Reisen. Auf Reisen lernt man das Leben kennen, erweitert die eigene Kultur, begegnet dem Zufall, lernt sich selbst kennen, besitzt sich selbst und wird verwandelt.
Es gibt ein Lied der Gruppe Mercanti di Liquori, in dem meine ganze Philosophie des Reisens zum Ausdruck kommt, ein Lied, das ich immer singe, wenn ich mit dem Motorrad unterwegs bin. Es heißt ausgerechnet Il Viaggiatore (Der Reisende). Meine Lieblingsstelle lautet: „Der Reisende reist allein/ Und er tut es nicht, um glücklich zurückzukehren/ Er reist von Berufs wegen/ Er hat den Beruf des Windes angenommen“.
„Land bedeutet Geschichte und Geschichte bedeutet Sprache/ Lerne deine Richtung/ Von Menschen, die dir nicht ähneln“
Das ist meine Entscheidung und meine Art, Reisen zu erleben.