Bei der Frage nach den schönsten Straßen für Motorradtouren gehen die Meinungen auseinander. Manche bevorzugen gut asphaltierte Straßen, manche Panoramastraßen und wieder andere lieben einsame, unberührte Straßen. In dieser Auswahl stellen wir Ihnen die spektakulärsten Panoramastraßen Europas vor, auf denen alle Motorradfahrer unserer Meinung nach mindestens einmal im Leben gefahren sein sollten. Ein paar davon kennen Sie vermutlich bereits, andere wiederum könnten der Ausgangspunkt für Ihre nächste Urlaubsplanung werden.
Den Anfang macht natürlich, wie könnte es anders sein, das ganz und gar italienische Stilfser Joch! Mit seinen 2.757 Metern ist es der höchste Pass Italiens und der zweithöchste in Europa (nach dem Col de l’Iseran in Frankreich). Aus diesem Grund bleibt es die meiste Zeit des Jahres (in der Regel von November bis Mai) wegen Schnees geschlossen. Anfang des 19. Jahrhunderts in Rekordzeit erbaut (es diente der Verbindung des Vinschgaus mit Mailand), ist das Stilfser Joch über all die Jahre weitgehend unverändert geblieben.
Es verbindet Bormio (Valtellina) mit dem Vinschgau und hat nicht weniger als achtundachtzig Kehren, davon achtundvierzig auf der Südtiroler Seite und vierzig auf der lombardischen Seite. Und hier beginnen auch schon die Diskussionen: Welche ist die schönere Seite? Unserer Meinung nach gibt es hier keinen Gewinner: Wenn Sie die eine Seite befahren, lohnt sich auch die andere Seite, es kommt nur darauf an, woher Sie kommen. Wenn Sie in der Hochsaison oder zu „normalen“ Zeiten unterwegs sind, müssen Sie mit etwas Verkehr rechnen, vor allem wegen der örtlichen Autobusse. Aber abgesehen davon ist die Aussicht auf dem Gipfel einfach atemberaubend.
Wenn Sie Kurven und Straßen inmitten der Natur lieben, müssen Sie mindestens einmal in Ihrem Leben auf der Straße von Marbella in der Provinz Málaga (Spanien) nach Ronda fahren. Am Meer beginnt eine Straße, die sanft zum malerischen Städtchen Ronda hin ansteigt, einem bei Schriftstellern und Dichtern beliebten Ort (Ernest Hemingway beschrieb ihn folgendermaßen: „Dahin müssen Sie fahren, wenn Sie je nach Spanien auf Hochzeitsreise gehen oder wenn Sie mit irgendwem durchbrennen“).
Neben den unglaublichen Ausblicken auf den Nationalpark Sierra de Las Nieves ist diese Straße bei einheimischen Motorradfahrern besonders beliebt, weil sie sanfte, einfach zu fahrende Kurven aufweist und vor allem weil der Asphalt unglaublich gut in Schuss ist. Eine Straße, von der Sie nicht genug bekommen werden, um der Hitze Marbellas zu entfliehen oder umgekehrt, um nach einem Tag auf dem Motorrad an den Strand zu fahren.
Für manche Motorradfahrer ist die Transfăgărășan in Rumänien schlicht und einfach die schönste Straße der Welt. Suchen Sie sie einmal auf Google Maps: Auf den Street View-Bildern finden Sie überall entlang der (mehr als 100 km langen) Straße mehr als nur ein fotografiertes Motorrad. Sie ist besonders kurvenreich, führt durch die Karpaten und wurde zwischen 1970 und 1974 von Diktator Nicolae Ceausescu für militärische Zwecke gebaut (wegen der unglaublichen Arbeit, die die Arbeiter leisten mussten, trägt die Straße auch den Spitznamen „Ceausescus Wahnsinn“).
Obwohl sie etwas weiter von Italien entfernt ist, pilgern dennoch jedes Jahr Tausende von italienischen Motorradfahrern dorthin, nur um diese Straße zu befahren und die bezaubernden Orte zu bewundern. Sie kann in beide Richtungen befahren werden. Von Norden aus ist der erste Ort, auf den man trifft, Cârțișoara, eine kleine Gemeinde mit 1.200 Einwohnern in Siebenbürgen. Erwähnenswert ist auch der wunderschöne Bâlea-See, ein wahres Juwel inmitten der Berge. Wenn Sie auf der Suche nach einer Straße sind, die Ihre Seele berührt, ist dies die richtige Straße für Sie.
Nicht weit von Italien entfernt liegt eine der schönsten, landschaftlich reizvollsten und bekanntesten Straßen der Welt: die Route Napoléon, die Napoleon Bonaparte 1815 benutzte, um von Cannes nach Grenoble zu gelangen, dabei das Rhonetal (voller königstreuer Städte) zu umgehen und so die Krone der Nation zurückzuerobern. Sie ist eine der beliebtesten Touring-Routen für Motorradfahrer in ganz Europa; Dafür gibt es mehrere Gründe: Einerseits besitzt sie eine endlose Reihe runder Kurven mit nahezu perfekter Fahrbahn. Auf der anderen Seite liegen die alpinen Landschaften mit ihren Schluchten, Hügeln und Hochebenen. Ganz zu schweigen davon, dass Sie sich irgendwann in der Verdonschlucht mit ihrem türkisfarbenen Fluss wiederfinden werden (der Farbe des Flusses verdankt sie auch ihren Namen): verdon bedeutet auf provenzalisch grün, hellgrün), schlicht und einfach spektakulär.
Die Sehenswürdigkeiten sind schier endlos, ebenso wie ihre Kurven. Wenn Sie noch nie dort waren, sollten Sie das so bald wie möglich nachholen!
Die Großglockner-Hochalpenstraße ist eine der Straßen, auf der man mindestens einmal im Leben gefahren sein sollte. Der Großglockner ist ein Berg in den zentralen Ostalpen und mit 3.798 Metern der höchste Berg Österreichs. Die Straße zeichnet sich nicht nur durch ihre Natur und die unglaublichen Landschaften aus, sondern ist auch eine authentische Reise durch die Geschichte. Es gibt Dokumente, die belegen, dass die Alpen in diesem Gebiet bereits vor mehr als 5.500 Jahren überquert wurden. Im Laufe der Jahre wurde die Fahrbahn jedoch mehrmals verbreitert und neu asphaltiert. Und das ist auch einer der Gründe, warum sie für Motorradfahrer so attraktiv ist, nämlich der perfekte Straßenbelag, der dank der Einnahmen aus der Mautstation (es handelt sich um eine Mautstraße) auch ständig instand gehalten wird: 33 Euro für Motorräder).
Heute ist die Großglockner-Hochalpenstraße ein Meisterwerk der Straßenbaukunst, das sich seinen ursprünglichen Charme bewahrt hat: Mit 36 Kehren überquert sie die Hohen Tauern im Herzen des gleichnamigen Nationalparks. Rund 900.000 Besucher aus aller Welt legen jedes Jahr die 48 Kilometer lange Strecke zurück. Die Straße ist zwischen Mai und November geöffnet.
Das sind unserer Meinung nach die fünf spektakulärsten Panoramastraßen in ganz Europa, auf der jeder Motorradfahrer mindestens einmal in seinem Leben gefahren sein sollte. Ob Sie nun mit dieser persönlichen Auswahl einverstanden sind oder nicht – eines ist sicher: Wenn Sie Motorräder lieben, werden Sie jeden einzelnen Meter auf diesen Straßen genießen.